Montag, 30. Dezember 2019
Spieglein, Spieglein
Die besinnliche Weihnachtszeit, die hier seit Jahren vom Pappenheimer in ihrer Besinnlichkeit unterbrochen wird, ist nun also vorüber und diesmal war es gar nicht so schlimm. Sieht man von den nötigen Einkaufstouren ab, hat er mich dieses Jahr nur einmal wirklich genötigt das Haus zu verlassen, den weihnachtlichen Besuch beim Exilwestfalen mal außen vor gelassen.
Den neuen Elbbrückenbahnhof wollte er fotografieren und möglicherweise hätte das auch geklappt, doch urplötzlich ist es dunkel, die Stative natürlich nicht mit dabei und regnen könnte es mit etwas Pech auch noch, also muss ich mit in die Elbphilharmonie, da ist es beleuchtet und trocken, außerdem gibt es Fassbier, Cappuccino, Käsekuchen, eine Tiefgarage und von der Plaza aus einen beeindruckenden Blick, wahlweise auf Hafenbecken oder Hafencityklötzchen. Sagt jedenfalls der Pappenheimer und der war schon mal hier, dieser alte Tourist.
Bisher habe ich mich geweigert Oles Glaspalast zu betreten, aber irgendwann muss man ja auch mal gucken wo die fast 800 Millionen Euro geblieben sind. Wahrscheinlich bin ich der letzte Hamburger der sich das Ding angesehen hat und ich bin nicht beeindruckt. Also ehrlich, selbst bei meinem Edeka sind die Wände der Tiefgarage gestrichen und die kostet keine fünf Euro die Stunde. Das Glühbirnendesign der Deckenfunzeln haut mich ebenfalls nicht vom Hocker, Cappu und Käsekuchen sind bestenfalls Durchschnitt, hier müssten schon die Einstürzenden Neubauten spielen, um mich zu einem weiteren Besuch zu bewegen.
Ach so, nee, war ja schon. Aber vielleicht würde man heute eher an Karten für solche Künstler kommen, nachdem der ganz große Hype vorbei ist. Dann könnte man auch mal den Saal bewundern, der wohl die größte Summe verschlungen hat. Irgendwo muss die Kohle ja geblieben sein. Bis dahin kann man sich das Ding auch gut von außen ansehen, drinnen gibt es sonst nur Spieglein an der Wand. Immerhin damit konnte ich was anfangen.
Fotos dazu: Elbphilharmonie Hamburg / Nikon D7200
Musik dazu: Jan Fedder - Aus Bock (R.I.P. Jan)
Allen Lesern einen guten Rutsch, frohes neues Jahr, viele Heimsiege außer gegen uns etc pp.
Sonntag, 22. Dezember 2019
Bielefeld gehenkt
Das letzte Heimspiel des Jahres gegen den Spitzenreiter, die stärkste Auswärtsmannschaft der Liga, die nicht eins davon verloren hat, wenn das kein Grund ist für eine zumindest leicht pessimistische Grundstimmung, dann weiß ich auch nicht.
Man kann als Fan ja nicht so wirklich Einfluss nehmen, ausser mit albernen Glücksbringerdingern vielleicht. Also wenn wir tatsächlich gegen Wiesbaden gewonnen haben sollten, nur weil ich seit Monaten mal wieder einen Schal um den Hals trug, muss ich genau den heute natürlich ebenfalls tragen. Schals habe ich zwar jede Menge im Schrank hängen, Glücksbringer sind mir darunter aber nie aufgefallen, mit jedem davon haben wir auch schon mal verkackt, schließlich sind wir hier nicht beim FC Bayern, bei denen langt ja eine Neuanschaffung pro Saison.
Vor dem Spiel schon galgenhumorige Sprüche bei den Veteranen abgeholt, immerhin einer hofft auf ein mühsames 0:0 um wenigstens auf dem Relegationsplatz zu überwintern. Das glorreiche 3:1 gegen Wehen Wiesbaden hing ja nicht lange nach im Kopp. Und dann ausgerechnet die Ostwestfalen.
Daggi erzählt was von einer eigentlich recht positiven Heimbilanz gegen Bielefeld, aber so oft sind die ja nu auch kein Aufstiegskandidat gewesen. Ach wär ich doch im Bett geblieben, hab eh kaum gepennt. Sportzigarette gegen das Elend gibt es auch nicht, weil ich noch Auto fahren muss, das wird kein Vergnügen heute.
Drei Minuten später ist dann alles anders und alles vergessen weil Henk das 1:0 macht, Monsterkopfball, kann ich den noch mal sehen bitte? Noch viel geiler ist, dass sie danach nicht wie so häufig das Fußballspielen einstellen, sondern einfach so weitermachen, mit richtig Feuer, wie anno dunnemals gegen Stellingen. So geil, dass man am Ende gar nicht so richtig weiß, wen von den Jungs man eigentlich zuerst ans Herz drücken möchte.
Vielleicht Henk, weil der Hammer zum 2:0 mindestens so geil war wie der Kopfballtreffer, oder @leoskirio, gegen den Zweitligatorschützentabellenanführer Fabian Klos über 90 Minuten keine Schnitte sieht? Waldi Sobota vielleicht, der hier aufdreht wie ein polnischer Nationalspieler? Viktorjäger Gyökeres für seine Vorlage zum zweiten und sein Tor zum 3:0, oder Ryo Rakete für seine Sprints und seine Vorlage zum dritten Treffer? Sebastian Ohlsson, den ich in der zweiten Halbzeit schön im Blick hatte, wie er meist immer einen Schritt schneller war als sein Gegenspieler?
Fußballgötter allesamt, heute jedenfalls mal. Die sich, juhuuu, auch endlich mal belohnen für den Aufwand. Und uns, vor allem uns. Weitermachen, genau so!
Was sonst noch gut war:
Das "Veerman" ist immer besonders laut im Stadion, oder? Stehende Ovationen, verdient. Bielefeld gehenkt (Props @TheLoon1 für Kalauer).
Es gibt Becher mit Ebbe drauf und das kann eigentlich nur Glück bringen.
Wenn man sich an die Augenschmerzen gewöhnt hat sind gelbe Trikots gar nicht mal schlecht. Was trägt Stuttgart eigentlich auswärts?
Was nicht so gut war:
Buballa, leider. Hat seine Böcke meist selber ausgemerzt, aber was waren das für Dinger, meine Güte. Dabei hab ich mich so gefreut dass er wieder dabei ist.
Ich hab mich wieder nicht getraut den Wiebusch zu fragen was nu eigentlich Sache ist mit dem Kettcar Livemitschnitt aus dem Mehr Theater. Zehn Minuten vor Anpfiff hätte ich wohl auch keinen Bock auf solche Fragen.
Was muss:
Also der Østigård nech, den liebe ich ja. So wie Norwegen generell und fast schon so wie Mats und wie der sich freut jedes Mal, da geht mir das Herz auf. Wenn der mal treffen sollte, dann ist aber was los hier. Lasse 2.0. Da muss man doch was machen können.
Was Gröni sagt:
Wir waren garnich soooo toll und Bielefeld einfach schlecht und vielleicht hat er ein bisschen sogar recht damit aber es ist Weihnachten und JETZT LASST MIR DOCH EIN WENIG EUPHORIE VERDAMMT. Könnte ja im neuen Jahr vielleicht doch so weitergehen. Ganz vielleicht natürlich nur, wir sind immer noch Sankt Pauli.
Was der Magische FC Blog sagt:
Drei ist eine magische Nummer und Bielefeld existiert nicht. Selbstverständlich nicht.
Was Tim beim Millerntor erklärt: Warum wir taktisch besser aufgestellt waren und wieso die Rückrunde richtig geil wird. Vielleicht.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor / FC St.Pauli - DSC Arminia Bielefeld 3:0
Musik dazu: Zen Connection - Mixed by Gotan Project & LTJ Bukem
Mittwoch, 18. Dezember 2019
Schokolorangen
Dass Orangen und Schokolade eine ganz fantastische Kombination sind wusste ich nicht erst seit meinem Besuch in der Gelateria Pinocchio, vor etlichen Jahren schon kam ich in den Genuss von schokolierten Orangenspalten der Confiserie Heindl aus Wien, eine Offenbarung. Leider waren die in ganz Hamburg nicht aufzutreiben, aber heutzutage gibt es ja dieses Internet, da könnte man sich gerade zur Weihnachtszeit mal so etwas gönnen.
Auf meiner Suche bin ich allerdings zuerst auf ein belgisches Konkurrenzprodukt gestoßen, das rein optisch noch einiges mehr versprach und damit zusätzlich als Fotomotiv dienen könnte, wozu hat man sonst ein Makroobjektiv.
Dummerweise ist das Zeug wirklich endgeil und so eine 200 Gramm Probierpackung ist schneller weggefressen als fotografiert, daher musste ich noch einmal zuschlagen. Das Kilo im Goldballotin für geschmeidige 52 Euro. Die spinnen die Belgier.
Aber Schokolade können sie.
Fotos dazu: Leonidas Schokolorangen / Nikon D7200, Tokina 100mm Makro
Musik dazu: Thorbjørn Risager & The Black Tornado - Too Many Roads
Samstag, 14. Dezember 2019
Mit Verdi und schwulen Mädchen
Dank des äußerst unterhaltsamen klingenden Adventskalenders vom Millernton weiß spätestens am 24. hoffentlich jeder, was er da im Stadion eigentlich singt, wenn er was singt. Zum Beispiel den Triumphmarsch aus Verdis Aida, der sich gleich viel geschmeidiger singen lässt, wenn man sich ein paar Fanfarentrompeten dazu vorstellt. Dabei wäre das mit dem Triumph ja beinahe wieder in die Hose gegangen, aber dank Henk und Viktor konnte man wenigstens in den letzten zehn Minuten der kulturellen Gesangsvielfalt zwischen Fettes Brot und Giuseppe Verdi frönen. Macht ehrlich gesagt auch mehr Spaß when we're winning, wenigstens ab und zu mal.
Doch noch ein Heimsieg in diesem Jahr, mit drei Toren und vier Vorlagen, von denen die eine dermaßen gruselig war, dass Knoll mit drei schlaflosen Nächten noch gut bedient wäre. Dabei hat man nach Schneckes Fauxpas gegen Hannover eigentlich gedacht noch dümmer geht nimmer, aber am Millerntor ist halt alles steigerungsfähig.
Hoffentlich auch die Mannschaft. Das wäre echt bitter nötig, denn so wahnsinnig viele Abstiegskandidaten neben Wehen Wiesbaden gibt es nicht, gegen die man trotz überschaubarer Leistung noch punkten könnte. Bei den teilweise haarsträubenden Fehlern auf beiden Seiten war ein Klassenunterschied nicht wirklich erkennbar und so spannend das Spiel zeitweilig auch war, so drittklassig war es leider auch. Ob das jetzt wenigstens was für das Selbstvertrauen gebracht hat werden wir spätestens nächstes Wochenende um die gleiche Zeit wissen.
Auf jeden Fall lag ich richtig in meiner Annahme, dass man Viktor Gyökeres nicht auswechseln darf wenn man noch Tore machen will, weil der in der 87. Minute eine Torvorlage liefern kann und/oder in der 90. selber eins macht. Ob das nun gegen Hannover auch der Fall gewesen wäre steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber für Bielefeld sollte man sich das schon mal merken. Für seine drei Geistesblitze heute schuldet Knoll ihm wenigstens eine Einladung zum Griechen.
Was sonst noch gut war:
Viktor!
Die allgemeine Stimmung nach dem Spiel, natürlich. Ganz ungewohntes Gefühl.
Henk sein Tor. 90 Minuten dran gearbeitet.
Buchti.
Was sonst noch doof war:
Kein Plan von der Adventskalenderlala heute.
Kein Mats.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor: FC St.Pauli - SV Wehen Wiesbaden 3:1
Musik dazu: Earth Vol. 1-3 / Compiled by LTJ Bukem
Links dazu: Stürmertore von Gröni und Endlich wieder 3 Punkte vom Millernton