Sonntag, 29. September 2019
Schon fast eine Serie
Wir haben fünf Spiele nicht verloren und auch wenn das natürlich keine halbe Dekade ist und höchstens der Start einer schönen Serie sein könnte, es ist einfach ein sehr geiles Gefühl inzwischen. Das fängt schon auf dem Weg zum Stadion an, früher oft begleitet von unguten Gefühlen in der Magengegend, die komplett der Vorfreude auf ein spannendes Spiel gewichen sind. Nicht einmal der Ausfall von Dimi und James Lawrence beunruhigt mich über Gebühr, da wir ja quasi die ganze Saison schon mit einer Notelf spielen, hat man sich daran inzwischen gewöhnt.
Es macht gerade richtig viel Spaß ans Millerntor zu gehen, weil wir einen Trainer haben der Spiele gewinnen will und nicht nur nicht verlieren. Diese Weisheit habe ich aus dem Millernton Podcast mit Andy Rettig, der völlig davon überzeugt ist, dass Jos Luhukay Spieler und Mannschaften besser macht und wenn ich mir die Entwicklung so ansehe, bin ich geneigt ihm das zu glauben, auf jeden Fall treten die ganz anders auf als in den letzten Jahren.
Dabei scheint es nicht einmal eine Rolle zu spielen, dass der Ersatzinnenverteidiger des Ersatzinnenverteidigers durch diese unsägliche Verletzungsmisere zum Zuge kommen muss, was der Østigård heute aus der Luft holt erinnert fast an Lasses Zeiten. Bei Buballa fragt man sich, ob das wirklich noch Buballa ist, hat mal jemand die Geburtsurkunde verlangt? Wie ausgewechselt der Mann und nicht wegzudenken. Über Mats muss man gar nicht groß reden, gewirbelt hat er ja schon immer, aber inzwischen kommt da auch immer öfter was bei rum. Wenn der in den nächsten Jahren doch noch erste Liga spielt, dann hoffentlich zusammen mit uns und Finn Ole Becker.
Auch so einer, den Luhukay mehr oder weniger aus dem Hut gezaubert hat und der schon mit 19 Jahren wunderschöne Tore aus 19 Metern Entfernung schießt, nicht auszudenken was passieren kann wenn der 25 ist. Egal wo man heute hinguckt, ob es ein Matt Penney ist, der wundersamerweise ziemlich geschickt mit dem Ball umgehen kann, ob Knoll oder Turbo Miyaichi, da ist über fast 90 Minuten Bewegung und Zug drin und wenn Dimi fehlt macht halt der schwedische Leuchtturm das Ding, jetzt muss er nur noch lernen, danach in die richtige Kurve zu rutschen.
Noch ein bis zwei Tore mehr wären natürlich ganz schön, aber man soll nicht unbescheiden sein, solange die Jungs weiterhin den unbedingten Willen haben ihre Zweikämpfe und das Spiel zu gewinnen haben sie mein Herz gewonnen, selbst wenn das mal in die Hose gehen sollte. Also das Spiel, nicht das Herz.
Haben wir jetzt den Derbyfluch gebrochen?
Nein, keineswegs. Der Derbyfluch greift erst nach dem Rückrundenspiel, da können wir dann entscheiden ob wir gegen die Rauten verlieren und damit ihren Aufstieg versauen oder umgekehrt.
Was sonst noch gut war:
Nicht das Wetter.
Die Aktion gegen das Bullengesetz.
Die Choreo zum fünften Todestag von OZ.
Was sonst noch schlecht war:
Derbysticker Derbysticker hey hey hey (nur noch leere Kartons in den Fanräumen)
Was eher belustigend war:
Tapete Diekmeier, bei dem ich immer befürchtet habe dass er sein einziges Tor ausgerechnet gegen uns macht, aber der Vogel ist einfach zu blind.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor: FC St.Pauli - SV Sandhausen 2:0
Musik dazu: Thees Uhlmann - Junkies und Scientologen
Sonntag, 22. September 2019
Lifestylequatsch für Kaffeejunkies
Aus keinem Tankstellenkühlregal sind sie wegzudenken, die kalten "Kaffeespezialitäten" aus dem Pappbecher von so sympathischen Firmen wie Nestlé oder Mövenpick, die mehr aus Milch, Zucker und Aroma bestehen als aus Kaffee. Da ich von so sympathischen Firmen nichts kaufe muss ich das also selber machen, am besten natürlich gleich mit kalt angesetzem Kaffee.
Seit ich mir einen Vollautomaten angeschafft habe ist das Zeug hier zur unangefochtenen Droge Nummer 1 geworden. Kaffee und Espresso geht also klar, blieb nur noch zu klären, wie ich am bequemsten an größere Mengen Cold Brew komme, weil das Zeug hier leider auch rasend schnell verdunstet und die bisherige Methode mit Haushaltsdose und Kaffeefilter auf Dauer zu umständlich scheint.
Da kalter Kaffee schon seit einiger Zeit ein großer Hype ist, haben schlaue Leute natürlich direkt diverse Hilfsmittel erfunden, von denen ich mich für ein 1.5 Liter Brew Jar entschieden habe. Kaltes Wasser rein, den Edelstahlfilter mit grobem Kaffeepulver füllen, 18 bis 24 Stunden im Kühlschrank stehen lassen, zack, fertig ist der Kaffee. So haben die sich das gedacht und ich mir eigentlich auch.
Doch leider passen in den Filter gerade mal 150 Gramm Kaffee, auf eineinhalb Liter sind mir das mindestens 100 zu wenig. Für Leute die ihren Cold Brew pur trinken möglicherweise ausreichend, aber für meine eiskalten Eiskaffees oder die Tonicmische deutlich zu wenig Wumms und vor allem zu wenig Aroma, trotz erstklassiger Bohnen.
Immerhin habe ich durch die vielen Experimente inzwischen eine Sorte gefunden, die dermaßen schokoladig ist, dass man sich die Kugel Eis im Drink fast sparen kann.
Foto dazu: Brewjar Cold Brew Jar
Musik dazu: Thees Uhlmann - Junkies und Scientologen
Mittwoch, 18. September 2019
Bierduschen und Pyroduelle
Es ist die 18. Spielminute, als Dimi im Strafraum schneller schaltet als van Drongelen und Knollis Pfostentreffer im Tiefflug zum 1:0 verwandelt, da trifft mich von oben eine volle Bierdusche. In Block G4! Im Block der Fussi guckenden alten Männer, die sich im Normalfall allenfalls zu etwas aufmunterndem Beifall hinreißen lassen, eine Bierdusche! Auch wenn es heute kastriertes Holsten ist, irgendwie habe ich das vermisst, ohne stinkende Klamotten nach Hause zu kommen.
Früher galt ja oft, je nasser man war, desto geiler war das Spiel. Auf meinem alten Stehplatz hätte ich heute wahrscheinlich sehr viel nassen Spaß gehabt, trotz der Plörre.
Nicht im Ansatz habe ich das erwartet, man traut es sich fast nicht einzugestehen, aber so etwas wie Derbyfieber wollte sich bei mir vor dem Spiel nicht einstellen. Null. Eher eine seltsam emotionslose Scheißegalhaltung und die frohe Gewissheit, Stellingen nach ihrem Aufstieg ein paar Jahre nicht wiedersehen zu müssen. Das 0:4 im letzten Spiel war doch ein ziemlicher Wirkungstreffer, was nichts mit dem Ergebnis zu tun hatte, nur mit der Art und Weise wie es zustande kam.
Wer konnte auch ahnen, dass die Jungs sich das ebenso zu Herzen genommen haben und hier so ein geiles Spiel abliefern, mit viel Willen, viel Kampf, der nötigen Aggressivität und scheinbar auch mit einem Plan, denn sie spielen richtig guten Fußball. Die Scheißegalhaltung verschwindet und sofort schlägt das Derbyfieber zu, weil Du merkst, hier geht was. Heute geht was und egal wie es am Ende ausgeht, das ist eine ganz andere Truppe als die im März und dann geht auch was auf den Rängen. Inklusive Bierdusche in Block G4.
Endlich ein Derby, das den Namen verdient. Natürlich auch mit viel Zittern und Zagen, als Stellingen gegen Ende der ersten Halbzeit aufdreht und eine Ecke nach der anderen ausführen darf. Immer dieser Blick auf Robin, der sich lieber auf seine Reflexe verlässt statt rauszukommen, immer dieses schwere Aufatmen wenn das Ding danebengeht, das Entsetzen wenn der auf einmal drin ist und die Erleichterung, wenn der Schiri das Tor aus welchen Gründen auch immer nicht gibt. Auf Dauer ist das nix für meine Nerven, für meine Stimmbänder gibt es nur Mineralwasser und die zweite Sportzigarette ist auch schon weg, da kommt die Halbzeit wie gerufen zum durchatmen.
Die dauert unnatürlich lange und als ich mich gerade frage, ob die das vielleicht absichtlich machen, damit genug Zeit für die Pyro bleibt, geht es auch schon los. Wunderschönes Raketenfeuerwerkgedöns auf der Süd, sogar die Gegengerade entscheidet sich nach wenigen kurzen Unmutbekundungen dafür, dass doch irgendwie geil und einem Derby angemessen zu finden.
KlauMi Kühnes Arbeiterklasse will dem nicht nachstehen und zündelt auch ganz fleißig, dieses Mal sogar ohne ihre Blockfahne dabei abzufackeln. Das gibt natürlich Ärger mit dem scheiß DFB und der scheiß DFL und kostet viel Geld und deswegen gibt es auch immer diese Durchsagen das doch bitte zu lassen und ich weiß, das müssen sie sagen, aber man kann auch einfach Antifa Hooligans so lange spielen bis sich der Rauch verzogen hat und der Schiri anpfeift.
Die Rauten fangen so druckvoll an wie sie aufgehört haben, wir haben längst nicht mehr alles im Griff, nur haben wir heute einen ganz anderen Knoll als den im März, einen wieder einmal unglaublich starken Buballa, einen immer besser werdenden Becker und vor allem Mats den Schatz, bei dem ich nach der ersten Hälfte schon gedacht habe, dass der nach spätestens 70 Minuten völlig platt sein muss und das wohl ein Teil des Plans ist.
Nach einer guten Viertelstunde finde ich mich langsam damit ab, noch mindestens eine weitere halbe Stunde Nervenschlacht durchstehen zu müssen, als Conteh von den Beinen geholt wird, der anschließende Freistoß zum 2:0 führt und das Dach vom Schalldruck erzittert. Ganz sicher, ich hab's wackeln sehen!
Jo, der Rest ist Geschichte. Schnecke darf noch mitspielen und damit seinen zweiten Derbysieg feiern, Mats wird nicht ausgewechselt, kann aber beinahe noch das 3:0 erzielen, was Buballa kurz vor Schluss leider ebenfalls misslingt. Wäre es gerade für die beiden noch die Kirsche auf der Sahne gewesen.
Scheißegal, Stadtmeister! Mein erster Derbysieg am Millerntor, mehr geht eigentlich nicht. Ich glaube Thees Uhlmann hat recht, es wird Zeit für den Europapokal. Träum' ich schon lange von...
Was sonst noch gut war:
Kein Schienenersatzverkehr. Muss man ja auch mal lobend erwähnen.
Der Schiedsrichter. Recht unbeeindruckt von der Kacke im Gästeblock einfach mal abgepfiffen und auch sonst meist gut auf der Höhe.
was sonst noch schlecht war:
Mit Pyrofackeln den Torwart bewerfen ist dermaßen hirnlos, dass ich mal wieder weiß, warum ich diesen Verein nicht mag. Geht kacken, von mir aus gerne in Liga 1.
was zu tun ist:
Vertrag für Mats bis 2025, der ist gerade so drauf dass er den wirklich unterschreibt
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - Hamburger SV 2:0
Musik dazu: Marcus Wiebusch - Konfetti / Kettcar - Ich vs. Wir
Mehr zum Spiel:
Gröni kann Gänsehaut nicht fotografieren
Arbeitstitel:Derbysieg beim Millernton
Magischer FC über den Jahrzehntstadtmeister
Sonntag, 8. September 2019
Abgerechnet wird zum Schluss
Eine Stunde steht man in der Küche um sich lecker Biryani zu köcheln, mit Shrimps, Huhn, Cashews, Rosinen und allem was so dazu gehört, nur um hinterher bei der Kalorienzählerei von der App die fette Rechnung zu bekommen. Der Pfanneninhalt hat locker 1700 Kalorien, dabei habe ich das zum Braten notwendige Ghee noch nicht einmal eingerechnet und das Zeug haut garantiert doller rein als Butter. Immer der gleiche Ärger mit dem Lieblingsfutter, genau wie die 1300 Kalorien beim Pflaumenpfannkuchen, sollte man nicht allzu oft machen.
Glücklicherweise ist die veranschlagte Menge ausreichend für zwei Tage und 872 Kalorien hören sich nicht mehr ganz so übel an, vor allem wenn das Frühstück dafür etwas schmaler ausgefallen ist.
Vor ein paar Monaten hätte ich noch nicht im Traum daran gedacht meine Kalorienzufuhr zu überwachen, doch die moderne Technik macht das inzwischen relativ einfach. Als Junior mit Lifesum um die Ecke kam, war ich durch die simple Bedienung schnell überzeugt. Lebensmittel einscannen und *zack* hat man (meist) exakte Ergebnisse, jedenfalls solange das Lebensmittel einen Barcode besitzt. Bei frischen Zutaten guckt man einfach mal in die große Internetdatenbank, der Arbeitsaufwand hält sich jedenfalls in Grenzen und ein bisschen mehr auf die Ernährung achten kann nicht schaden.
Unterwegs mal eben das kleine Hüngerchen mit einem "Premiumburger" von Macces bekämpfen überlegt man sich nämlich zweimal, wenn man feststellt, dass der auch nicht besser schmeckt als der Rest, nur für eine knappe Stunde sättigt, aber dafür mit fast 900 Kalorien zu Buche schlägt. Ein paar leckere Merguez vom Grill und dazu Pommes aus dem Ofen? Auch 900. Mayo auf die Pommes verdoppelt das Ergebnis. Ben & Jerrys kaufe ich, wenn überhaupt, nur noch in kleinen Bechern, weil ich bei 500ml gerne mal die Beherrschung verliere und sich 1225 Kalorien nur noch kompensieren lassen, wenn man sich den Rest des Tages von Feldsalat ernährt.
Sehr praktisch ist es, dass man seine eigenen Rezepte eingeben kann, gerade bei öfter gekochten Lieblingsrezepten fällt nur einmal kurz etwas Arbeit an, die man locker erledigt während der Reis kocht oder der Makkaroniauflauf mit Schinken im Ofen ist, den ich jetzt auch etwas seltener machen werde.
Dabei stößt Lifesum leider an seine Grenze, will man mehr als zwei Rezepte speichern muss man zur Bezahlversion greifen, die in der günstigsten Variante jährlich 40 Euro kosten soll. Die Alternative kommt - ausgerechnet - von Under Armour, womit ich jetzt das erste Mal ein Produkt dieser Firma nutze. Für MyFitnessPal kann man zwar auch Geld ausgeben, die wichtigen Grundfunktionen sind aber in der kostenlosen Version nicht limitiert und die Werbung nervt nur so mittel, da kann man mit leben.
Die Nahrungsmitteldatenbank soll über 300.000.000 Einträge haben, was mich nicht wundert, denn durch den regen Datenaustausch kennt die inzwischen auch den Slawischen Brotschmaus meines lokalen Edekahökers.
Der ist übrigens ziemlich lecker auf frischem Dinkel-Kürbis Brot vom Backhus. Ist alles in der Datenbank, kann man alles mal essen. Abgerechnet wird dann zum Schluss.
Foto dazu: Biryaniphone - Canon SX
Musik dazu: Ahmedou Ahmed Lowla - Terrouzi