Dienstag, 27. August 2019
Rausch mit Krämpfen
"Sankt Paulihiii!" tönt es während der zweiten Halbzeit von der Südtribüne und die Gegengerade antwortet ungeahnt laut diesmal, bis in die letzte Ecke. Diese eigentlich simplen Wechselchants sind ja sehr beliebt bei uns, wenn nichts mehr geht, das geht immer. So acht bis zehn Mal, dann sind alle zufrieden und machen wieder ihr Ding, was immer das auch ist.
Heute ist alles anders, es ist nicht nur verdammt viel lauter als sonst, es will auch nicht enden, gefühlt steigert sich das von Minute zu Minute, angeblich soll man das im 3 Kilometer entfernten Ottensen noch hören und ich zweifle das keinesfalls an. "Sankt Paulihiiii!" und keiner will auch nur ansatzweise leiser werden oder gar aufhören, nicht einmal irgendwelche Aktionen auf dem Rasen können das unterbrechen. Ich habe Gänsehaut am ganzen Körper und vergesse vor lauter Begeisterung zwischendurch an der Sportzigarette zu nuckeln, es berauscht aber auch so schon ziemlich gut. Der längste und lauteste Millerntormoment seit Neubau, mindestens.
Als ich mich noch frage wie lange meine Stimme das durchhält, macht Conteh das einzig richtige in dieser Situation, sprintet wieder einmal seinem Gegner davon und lupft das Ding zum 2:0 in die Maschen. Was! Für! Ein! Fest! Das musste einfach so kommen, diese geradezu magische Aufladung der Luft durch mindestens 20.000 Stimmen verlangte geradezu nach einer würdigen Entladung und wer wäre besser dafür geeignet als der schnellste Mann auf dem Platz. Falls die für The Flash mal ein Double suchen ist die Gage hoffentlich nicht allzu verlockend, denn Conteh hat immer noch keinen Profivertrag (und damit ist die Stimmung im Text auch gleich wieder im Arsch).
Zugegeben, zur Halbzeit bin ich nur halb zufrieden mit dem jungen Mann, so schnell und tricky er auch sein mag, körperlich ist er eher ein Hemd, einmal kurz die Schultern raus und er liegt auf der Nase. Selbst ein Spieler wie der Kieler Baku wirkt da stabiler und der ist nun wahrlich keine Kante. Wie man sieht muss man aber nur einmal schneller laufen können als der Gegner foult, dann passt es wieder.
Ein Brachialkopfball von Lawrence zum 1:0, ein entlaufener Speedy Gonzalez zum 2:0 und ein komplett ausrastendes Stadion, es gibt kaum etwas, was mich derzeit glücklicher machen könnte. Vorteilhaft für Herz und Nerven wäre es allerdings, wenn unsere Jungs nach 70 Minuten nicht immer völlig platt wären. Dass Conteh nach seinen dauernden Sprints irgendwann mit Krämpfen auf dem Platz liegt war zu erwarten, aber der ist leider nicht der einzige, der rapide abbaut.
Es ist zwar schön zu sehen, dass der Skyman immer noch über fantastische Reflexe verfügt, aber spektakuläre Flugeinlagen und die stabilen Pfosten der Millerntore sollten besser erst ins Zentrum des Geschehens rücken, wenn wir mit drei Treffern vorne liegen. So kommt es wie es kommen muss, Kiel drückt, schafft den Anschlusstreffer und dann sind vier Minuten Nachspielzeit einfach auch viel zu lang manchmal für Herz und Nerven.
Dieses Spiel hätte aber keinen anderen Ausgang verdient gehabt, auch wenn die Kieler das sicher anders sehen. Deswegen 4 von 40.
Was sonst noch gut war:
Kaltes Bier für Umme.
Voll das Wetter ey.
Dom (fast) weg.
Buballa.
Was sonst noch schlecht war:
Dass man nach Montagsspielen nicht noch Zeit für 1 Bier mehr + Klönschnack hat. Fuck Monday.
Gelb/Rot für Penney wg. Blödsinn. Wg. Foul hätt ich noch gesagt geiler Einstand.
Das Personal am Bierstand, das ich glücklicherweise nur 1 mal in Anspruch nehmen musste. Beschäftigt bitte Leute die das beherrschen.
Was noch zu tun wäre:
Dem Skipper eine SMS schreiben und fragen, warum genau er eigentlich mit Buballa nicht verlängert hätte.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor / FC St.Pauli - KSV Holstein Kiel, 2:1
Musik dazu: Kate Bush - Hounds Of Love
Mehr zum Spiel:
Millernton
Magischer FC
Gröni (mit Fotos)
Bin ja schon froh, wenn Du keinen Glühweinkrampf bekommst.
AntwortenLöschenIch weiss auch grad nicht, warum ich das schreibe.
Glaube, ich ruf Dich mal gleich an.
;-)