Donnerstag, 27. September 2018
Tolle Kombinationen!
Was für ein granatenstarkes Spiel, so etwas sieht man echt selten in der zweiten Liga. Feine Kombinationen über fünf, sechs, sieben Stationen, direkt in den Fuß des Mitspielers, hohes Tempo, viel Ballbesitz und etliche Chancen auf den Führungstreffer. Man könnte sich glatt freuen, wenn es nicht Paderborn wäre das hier so auftritt, während unsere Jungs mehr oder weniger daneben stehen und zugucken. Freuen kann man sich höchstens über den Skyman, der die übelsten Chancen entschärft, beim 0:1 aber auch nichts mehr machen kann, weil der Paderborner Zolinski an Ziere vorbeizieht wie Ayrton Senna an Omas Rollator.
Einmal im Leben möchte ich wenigstens für eine halbe Stunde Gedanken lesen können, dann würde ich gerne wissen was sich gerade in Kauczinskis Kopf abspielt. Ob der ähnlich fassungslos ist wie ich, ob er das Tor ebenfalls hat kommen sehen, weil sich diese Überlegenheit irgendwann einfach auszahlen muss und vor allem, ob ihm irgend etwas einfällt, wie man die Jungs dazu bringen kann Fußball zu spielen, statt den Ball einfach nur in die Gegend zu dreschen. So etwas können die doch im Training nicht abliefern, oder?
Irgend etwas müssen die doch üben an der Kollau, mir fällt nur beim besten Willen nicht ein, was das sein könnte. Ecken sind es jedenfalls nicht, die werden gefühlt seit Jahren immer harmloser. Ich warte immer noch auf eine direkte Rückgabe zum Torwart, noch brauchen sie dafür drei bis vier Stationen. Nach einer Ecke! Dann bitte lieber hoch reinbolzen und hoffen, dass irgendwem das Ding auf den Kopf fällt. Manchmal hilft der Zufall ja, aber in der Nähe des Tores sollte der Ball dann schon sein.
Dass Dimi nur drei Minuten später den Ausgleich erzielt kommt einigermaßen überraschend und beruhigt, angesichts des bisherigen Spielverlaufs, nur marginal. Ein besseres Gefühl stellt sich in den letzten zehn Minuten dennoch ein, weil es defensiv etwas besser läuft inzwischen und Paderboring keine großen Chancen mehr kreieren kann. Das hält noch die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit an, dann isses auch wieder vorbei. Paderborn kombiniert sich wieder locker durch unsere Reihen und unsere Offensivbemühungen, falls man von Bemühungen überhaupt sprechen kann, sind ein Witz.
Entweder die Pille wird blind nach vorne gedroschen, oder Sahin setzt zu einem seiner gefürchteten Dribblings an, das Ergebnis ist eigentlich immer das gleiche, nach maximal einer Minute ist der Ball wieder weg. Bei der Sahin-Variante besteht immerhin die Möglichkeit einen Freistoß zu bekommen, dennoch hätte ich gerne Neudecker auf dem Platz, der kann vielleicht noch für etwas Spielwitz sorgen.
Kauczinski ist sich scheinbar nicht sicher, erst macht Ryo sich bereit, dann kommt doch Neudecker und Mats muss runter, fünf Minuten später Zehir für Flum und drei Minuten vor Ende Veerman für Dimi, dazwischen jede Menge gelbe Karten auf beiden Seiten (außer für Buchtmann!) und irgendwie wirkt das alles sehr zerfahren. Dazu muss kurz vor Schluss noch ein Paderborner mit gelb-rot vom Platz und bekanntlich können wir kein Überza.....
Moooment. Da war doch gerade was in Aue. Da hat der eingewechselte Zehir einen feinen Pass gespielt auf den eingewechselten Ryo und der das 0:1 gemacht. In Überzahl!
Drei Minuten Nachspielzeit hätten wir noch, in der sich nichts weiter aufregendes abspielt, bis der eingewechselte Zehir einen feinen Pass auf den eingewechselten Veerman spielt, der wiederum den eingewechselten Neudecker bedient und - woohoo - es steht 2:1. In Überzahl!
Da kannste die beste Statistik mit nur zwei Spielen völlig auf den Kopf stellen.
Das mag jetzt nicht so wirklich verdient gewesen sein und ganz bestimmt sehr sehr glücklich, aber drauf geschissen, drei Punkte sind drei Punkte. Tolle Kombinationen helfen halt am Ende wenig, wenn der Gegner einmal öfter trifft.
Was sonst noch gut war:
Die fabelhafte Antwort der Südkurve auf Stellinger Provokationen. Beste Tapete ever!
Was sonst noch schlecht war:
Entweder es ist Dom, oder es wird nach Bomben gebuddelt und der Rest von einem Zirkus belegt. Das Heiligengeistfeld nervt einfach dauerhaft, nächstes Mal steig ich Feldstraße aus.
Es ist Herbst, die Bierfässer auf der Gegengerade werden wieder vorgewärmt.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - SC Paderborn, Endstand 2:1
Musik dazu: Hard Working Americans - HWA / Rest In Chaos
Montag, 24. September 2018
Hafenkranservicetechnikerin
Hafenkranservicetechnikerin mit (wahrscheinlich antikem) Engländer, gesehen am Harburger Binnenhafen. Da sag noch mal einer im Hafen gäb es keine Jobs für Frauen..
Foto dazu: Nikon D7200
Musik dazu: Fischmob - Power
Mittwoch, 19. September 2018
Stadtansichten: Kirchwerder
Hamburg ist keine Stadt, Hamburg ist eine Ansammlung von Dörfern. Keine Ahnung wer das mal gesagt oder geschrieben hat und auch nicht, ob das positiv oder negativ gemeint war. Es stimmt allerdings, Hamburg ist viele Dörfer, auch wenn man das z.B. Eppendorf nicht unbedingt ansieht und Osdorf noch viel weniger, anderen Gegenden dafür um so mehr.
Im Südwesten wäre da das Alte Land mit seinen Kirsch- und Apfelbäumen, im Südosten die Gemüseabteilung der Vier- und Marschlande, mit über 800 Jahren eine der ältesten erhaltenen Kulturlandschaften. Fruchtbarer Boden. Kirchwerder ist einer der vier Vierländer Stadtteile, in denen man sein Gemüse noch beim Bauern kauft, statt im Supermarkt. Zumindest die drei Vierländer die ich kenne machen das so, weil "sonne Tomaten krisse im Supermaakt gaanich".
Kirchwerder wäre durch die Elbfähre nach Hoopte auch die nächste Möglichkeit, einen Stau auf den Elbbrücken zu umgehen. Also theoretisch zumindest, denn der Stau müsste schon ungemein heftig ausfallen, damit sich das zeitlich irgendwie auszahlt. Kommt aber durchaus nicht selten vor, in solchen Situationen wird eine zweite Fähre eingesetzt und im 5-Minuten-Takt gependelt. Für zwei Euro darf man als Fußgänger übersetzen, für jeweils zwei weitere Euro kann man ein Pferd, Rindvieh, Maultier, Schwein, oder was man sonst so dabei hat, mit ins niedere Sachsen nehmen. Autos kosten fünfzig Cent mehr, es lebe die Landwirtschaft.
Wer hier am Wochenende Ruhe sucht sollte sich nicht am Deich aufhalten, die Strecke ist gerade an diesen Tagen außerordentlich beliebt bei Motorradfahrern und solchen, die sich dafür halten. Wenn unterwegs der kleine Hunger kommt bietet sich der Imbiss am Fähranleger an oder, deutlich edler und teurer, das Zollenspieker Fährhaus. Kulinarisch soll der Unterschied allerdings nicht ganz so gewaltig ausfallen hab ich mir sagen lassen, Zanderfilet können sie jedenfalls nicht und die letzte Erdbeerschnitte an die ich mich erinnern kann war Bäckers Standardgelatineglibber mit Sprühsahne.
Für Leckermäuler wäre die Riepenburger Mühle eventuell eine Alternative, wenn es nicht gerade Sonntagnachmittag ist und man eigentlich schließen will. Dann beschränkt sich die Auswahl auf Baisertorte, Baisertorte oder Baisertorte, in den Geschmacksrichtungen Erdbeer, Stachelbeer oder Johannisbeer, wobei Erdbeer wahrscheinlich die schlechteste Wahl war, aber sind irgendwo Erdbeeren drin, dann kann ich halt nicht anders. Den Kaffee dazu gibt es aus der guten alten Tropfmaschine, Neuerungen wie Laddematschiado sind noch nicht bis in die Marschlande vorgedrungen und "to go" mit dem hauseigenen Porzellan schon gar nicht.
Das größte Naturschutzgebiet Hamburgs, die Kirchwerder Wiesen, sind sicher furchtbar interessant wenn man auf dem Boden kriechen und Grashüpfer fotografieren will, aber ich hab Gott sei Dank mein Makro nicht dabei. Landschaftlich ist es eher nicht so der Hammer, sehr flach, sehr grün und viele Gräben und betreten darf man das alles sowieso nicht, weil man als orientierungsloser Städter sicherlich seltene Pflanzen zertrampeln oder irgendwelche Bodenbrüter stören würde.
Meine letzte Anlaufstelle ist die Kirche, die mit ein paar beeindruckenden Geschichten aufwarten kann, von erschlagenen Pfarrern, dem folgenden Großen Kirchenbann, oder von Arp Schnitger, der die Kirchenorgel zwar nicht gebaut, aber immerhin einmal repariert hat. Der Kernbau von St.Severini stammt noch aus dem 13. Jahrhundert, von der ehemaligen Feldsteinkirche sind allerdings nur noch wenige Teile erhalten, Backstein hat sich hier im Norden einfach irgendwann mal durchgesetzt.
Bewundern kann man auf dem Friedhof außerdem Norddeutschlands größte Sammlung von Grabplatten aus der Zeit von 1586 bis 1753, gefertigt aus Elbsandstein und daher auch mehr oder weniger gut erhalten. Sieht man sich das genauer an, erschreckt die extrem hohe Kindersterblichkeit, ganz besonders die Familie Ricken mit ihren sieben seligen Kindern war schwer gebeutelt. Da können wir alle nur von Glück sagen, in der heutigen Zeit geboren zu sein.
Obwohl ja manche Menschen inzwischen wieder auf Bachblütenreiki setzen, satt ihre Kinder impfen zu lassen.
Fotos dazu: Riepenburger Mühle / Zollenspieker Fährhaus / Elbe / Fähre Hoopter Möwe / Deich / Landleben / Gewächshäuser / St.Severini / Grabplatten - alles Nikon D7200/18-200mm
Musik dazu: Florence + the Machine - How Big, How Blue, How Beautiful
Dienstag, 11. September 2018
Inselhopping mit Traumschiff
Meine letzte Abenteuerfahrt mit der OMKA ist schon derbe lange her, da musste ich die letzte Gelegenheit in diesem Jahr natürlich wahrnehmen, zumal das Ziel ziemlich reizvoll schien: Lühesand! Eine Insel im Strom, mit Campingplatz, Gasthaus, nicht betretbarem Naturschutzgebiet und den gigantisch hohen Strommasten der Elbekreuzung 2. Einen feinkörnigen Sandstrand sucht man natürlich ebenfalls vergeblich, aber der ist im September eh nicht mehr so wichtig.
Reizvoll war das für mich auch eher aus nostalgischen Gründen, vor 40 Jahren war Camping auf Lühesand über die Osterfeiertage schwer angesagt. Das hieß: Vom Fährmann übersetzen lassen, etliche Paletten Bier schleppen, Zelt aufbauen und sich drei Tage lang die Kante geben. Auf der anderen Uferseite haben die Anwohner derweil die Luft aus unseren Reifen gelassen, erbost ob der vielen Hamburger Hippiefalschparker vor ihren sonst so einsamen Eigenheimen. Abenteuer pur, diese Insel.
Ein ähnliches Abenteuer versprach die Tour mit meinem Lieblingsschlepper, zwar kann man da keine Luft aus den Reifen lassen, aber Grundberührung ist beim Käpt'n eigentlich immer drin, ganz bestimmt auf diesem flachen Seitenarm der Elbe. Direkt anlegen ist dort ohnehin nicht möglich, außer der mehrmals im Frühjahr und Herbst verkehrenden Wohnwagenfähre schafft es nur noch des Fährmanns Tuckerböötchen bis zur Insel. Netterweise holt er uns damit auch von der OMKA ab, die wir solange dem Anker anvertrauen müssen.
Auf Lühesand erwartet uns schon der vom Kapitän angekündigte und organisierte Höhepunkt des Tages. Ein äußerst sympathischer Inselführer in historischer Altländer Tracht, der ganz viel über das Alte Land erzählen könnte und das glücklicherweise auch manchmal tut, weil es 1. gar nicht sicher ist, dass Lühesand überhaupt zum Alten Land gehört und 2. nunja, Campingplatz, Naturschutzgebiet, Strommast, er war vorher auch noch nie da. Wäre er mal Ostern gekommen, dann gäb's sicher haufenweise Anekdoten.
Um nicht völlig ahnungslos dazustehen hat er sich ein paar Notizen gemacht, über die 1200 Meter Kabel der Elbkreuzung 2, die zusammen fantastillionen Tonnen wiegen und die Masten, die bei jedem Anstrich ähnlich viele Tonnen an Farbe benötigen. Das ist ebenso beeindruckend wie schnell vergessen, seine Ausführungen über das Alte Land dafür wesentlich interessanter. Man sollte den Mann im Auge behalten, mit der OMKA könnte man schließlich (bei entsprechendem Wasserstand) auch ins Alte Land fahren.
Europas höchste Hochspannungsmasten stehen dort jedenfalls seit 1978 und haben die Insel nicht berühmter werden lassen, was vielleicht auch etwas am fehlenden Sandstrand liegt. Der mit Schlacke übergossene äußerst grobe Steinhaufen lädt nicht gerade zum Badevergnügen ein, kann dafür aber immerhin den einen oder anderen zu schnell fahrenden Containerfrachter vertragen, deren Bugwellen sonst wohl über die Maßen an der Insel knabbern würden.
Das fehlende karibische Flair ist ein Segen für Lühesand, sonst wäre die kleine Insel wohl völlig überlaufen. Wer hier seinen Urlaub oder die Wochenenden verbringt will seine Ruhe haben, braucht kein Auto und keinen übermäßigen Luxus, muss ganz sicher auch mal improvisieren wenn beim Einkauf etwas vergessen wurde oder fragt beim Nachbarn. Die wenigen Camper, die hier am Ende der Saison noch unterwegs sind, wirken jedenfalls wie aus der Zeit gefallen. Das Leben wird wahrscheinlich unglaublich entschleunigt, wenn man sowieso nicht weg kann. Dafür kann man ganz prima Schiffe gucken, den lieben langen Tag..
Auf dem Rückweg zeigt die Besatzung der OMKA, dass sie sich zumindest kulinarisch durchaus mit den uns entgegenkommenden Kreuzfahrtriesen messen kann. Burger und Rinderfilets vom Grill, diverse selbstgemachte Salatvariationen und von der reizenden Kapitänstochter eigenhändig sortierte und ausgewählte Haribos. Kriegt auch nicht jeder.
Den riesigen Außenpool mit dem 3 Meter Sprungturm hat allerdings lange niemand mehr benutzt. Man wird halt älter.
Ein großes Dankeschön an Kapitän Stefan Arndt und Familie für den schönen Tag.Und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel :D
Fotos dazu: Omka vor Lühesand / Kapitän / Binnenhafen Harburg / Feinstaubverteiler Moorburg / Kattwykbrücke / Köhlbrandbrücke / Neumühlen / Blankenese / Süllberg / Wittenberger Strand / Leuchtturm Rissen, Unterfeuer / KMAX / Schulauer Fährhaus, Willkomm-Höft / Neßsand / Fährboot Lühesand / Anleger / Lühesand / Inselführer / Stromgigant & Strand / Containerfrachter / Menschenfrachter / Burgertomaten / Hafenkitsch - Nikon D7200/18-200mm
Musik dazu: Kettcar - Ich vs. Wir