Sonntag, 17. Dezember 2017
Das kleine Holland hinter Deichen
Ebenso wie das große Holland versteckt sich das kleine hinter vielen Deichen und Flutschutztoren, damit es nicht absäuft, noch bevor die Polkappen schmelzen können. Die Gefahr des Absaufens besteht natürlich immer, wenn man sein Dorf genau zwischen zwei Flüssen baut und dann noch jede Menge Kanäle buddelt, damit man mit seinem Buddelschiff zur Arbeit fahren kann, wie es die Holländer halt zu tun pflegen.
Die Flüsse heißen Eider und Treene und das Dorf, das die Holländer so ab 1612 ungefähr bauten, heißt Friedrichstadt, weil der damalige Herzog eben Friedrich hieß, wie so viele in seiner Zeit. Der bot den in Holland verfolgten Remonstranten ein paar schicke Grundstücke und Religionsfreiheit an, was diese dankend annahmen und schwups, hatte man eine Handelsmetropole. So dachte er sich das, der Friedrich. Die Religionsfreiheit lockte natürlich auch viele andere missverstandene Weltanschauungen an, was Friedrichstadt den schönen Ruf "Stadt der Toleranz" einbrachte. Sagt Wikipedia jedenfalls.
Könnte man heute eigentlich wieder einführen den Titel, so als Wanderpokal. Sollte der irgendwann nach Sachsen gehen werd ich wahrscheinlich religiös, aber ich schweife ab. Hat jedenfalls in Friedrichstadt eine Zeit lang wunderbar funktioniert mit den diversen Religionen, bis die nationalistischen Arschlöcher wieder alles kaputt gemacht haben. Selbst aus der Geschichte einer so kleinen Stadt könnte man lernen, wenn man denn wollte.
Als Herr N. mir eines schönen Tages einen gemeinsamen fotografischen Ausflug nach Friedrichstadt vorschlägt willige ich sofort ein, klingt interessant, sieht interessant aus und ich muss ihn nicht einmal in Ottensen abholen, weil der Herr gerade in St.Peter-Ording urlaubt und damit den wesentlich kürzeren Anfahrtsweg hat, was ziemlich geschickt geplant ist von ihm.
Statt sich auf den (außerhalb des Ortes befindlichen) Parkplatz für den Massentourismus zu stellen fährt er natürlich noch fünfhundert Meter weiter und ist fortan einer der etwa zwanzig faulen Säcke, deren hässliche Blechkisten anständige Fotos der historischen Häuser auf dem Marktplatz verhindern. Es gibt Orte, in denen man generell nur Anliegerverkehr zulassen sollte. Wenigstens am Sonntag.
Nach einem kurzen Bummel um den Markt beschließen wir, etwas Zeit und Kleingeld in eine Kanalrundfahrt zu investieren. Zwischen Treene und Eider, vorbei an dichten Schilfgürteln und durch die schmalen Kanäle der Stadt, was sich als unverhofftes Highlight herausstellt, denn unser Schiffsführer entpuppt sich als eine Art brillanter Johann König op Platt, den ich sofort auf jede Bühne oberhalb des Weisswurstäquators stellen würde. Aber wahrscheinlich braucht der sein Schiff als Requisit.
Der anschließende Rundgang führt uns an der Remonstrantenkirche vorbei, die erstaunlicherweise nicht geschlossen ist, sonst habe ich ja eher kein Glück mit Kirchen. Das recht schlichte Holzinterieur lässt auf keine großen Reichtümer schließen und der dicke Leuchter passt in kein normales Wohnzimmer, wahrscheinlich schließt deshalb auch niemand ab. Für großen Prunk und Pomp waren Remonstranten wohl nicht bekannt, das ist immerhin schon ein Pluspunkt gegenüber manch anderen Religionen.
Am Ende des Ausflugs bleibt die Erkenntnis, dass man für einen menschenleeren Marktplatz wahrscheinlich sehr früh am Morgen hier sein muss, was eine teure Übernachtung zur Folge hätte. Aber für keine Touristen, weniger Autos und das richtige Licht will keiner von uns so wirklich bezahlen, ist am Ende auch nur ein Marktplatz.
Dafür gibt es da ganz am Rande im Markt-Café nicht nur ein ziemlich anständiges Schnitzel mit einer ziemlich anständigen Portion Bratkartoffeln, sondern auch eine gewaltige Schale fantastisch süßer und aromatischer echter nordfriesischer Erdbeeren. Mit Schlagsahne. Ich kann Euch sagen, das ist mehr als ein Trostpreis...
Das ist ein Nachtrag vom Juli 2016, den war ich jemandem schuldig. Falls sich wer über das Wetter und die Erdbeeren wundert.
Fotos dazu: Friedrichstadt/Nordfriesland - Nikon D90
Bier dazu: Von Freude, Just Pils, 5.1%
Musik dazu: Thievery Corporation - The Mirror Conspiracy/The Richest Man In Babylon
Bild 25. Hängt da wirklich ne echte Nähmaschine? Sieht auf dem Foto jedenfalls so aus. Sehr beschualich das Städtchen und sieht ja wirklich aus wie in Holland.
AntwortenLöschenLG, Inch
Ja, die ist echt denke ich, aber wahrscheinlich nicht funktionsfähig. Möglicherweise wohnt da ein Schneider, aber traditionell haben die Stände eigentlich nur ein keines Wappen am Haus, wie der Fischer auf Bild 23.
Löschenwenn ich das mit den erdbeeren gewusst hätte damals, wäre ich vielleicht sogar mitgekommen. andererseits gibt es in spo auch genug davon und ich hatte einen schönen ruhigen strandnachmittag :p
AntwortenLöschenIm Sand liegen und lesen schätze ich. Aufregend :)
Löschenim sand liegen, lesen, musik hören, erdbeeren essen :p
Löschendas ist vielleicht nicht aufregend, aber erholsam :p
Jo, wie erwartet mehr oder weniger die gleichen Aufnahmen, von den ersten fünf mal abgesehen. Allerdings ärgere ich mich jetzt, dass ich so spät mit RAW und Lightroom angefangen habe, das ist alles eine ganze Ecke knackiger als meine jpgs. Aber der Wolkenhimmel auf Bild 5 ist ein Fake oder? Hatten wir Wolken an dem Tag? :P
AntwortenLöschenGruß, N.
Die ersten fünf waren auf dem Weg vom Parkplatz in die Stadt, was man natürlich nicht sieht wenn man mit dem Auto reinfährt :p.
LöschenDer Himmel ist selbstverständlich kein Fake, wie man an den ersten Aufnahmen sehen kann waren durchaus Wolken am Himmel, die waren nur irgendwann weg ab Mittag. Und das Du von Anfang an wenigstens zusätzlich in RAW speichern sollst hatte ich Dir empfohlen. Kannste machen nix.
Ich hab noch mal geguckt, bei meinen ersten Aufnahmen waren auch noch Wolken drauf, allerdings lange nicht so deutlich zu sehen weil der helle Himmel die Belichtung versaut hat. Eigentlich kann man mit LR ja auch jpgs bearbeiten, eventuell guck ich mir das nochmal genauer an.
LöschenGruß, N.