Montag, 30. Mai 2016
Auf dem Oymapınar
Es geht aufwärts, auf staubigen Serpentinen mit besser keinem Gegenverkehr. Da es heiß geworden ist, dürfen wir jetzt wieder aus unverhüllten Cabriobusfenstern gucken und in den Kurven den Abstand zwischen Reifen und Abgrund schätzen. Es ist merkwürdig still im Bus, jedenfalls jammert niemand mehr über Zugluft. Ich überlege kurz ein "wir werden alle sterben" zu seufzen um die Stimmung etwas aufzulockern, aber man ja weiß nie wo bei anderen Leuten die Humorgrenze ist. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Staudamm und dürfen uns die Beine darauf vertreten. Die Zeit nutzen etwa fünf Leute für Fotos vom Tal und fünfzig für Selfies mit Staumauer, man muss Prioritäten setzen..
Blau ist der Himmel, grün das Wasser, voll das Polfilterwetter. Heute scheine ich wirklich Glück zu haben mit dem Green Canyon, der seinen Namen nicht dem Grün an den Hängen verdankt, sondern der tollen grünen Wasserfarbe und wahrscheinlich einem cleveren Menschen bei der Tourismusbehörde, denn "Oymapınar Stausee" hört sich längst nicht so romantisch an.
Nach zwanzig Minuten dürfen wir endlich ins Boot, doch statt den Canyon anzusteuern schippert uns der Kahn ins nächstgelegene Restaurant. Ein sehr lauschiges Plätzchen, schön schattig unter Bäumen verborgen wie ein Piratennest. Es gibt wahlweise Köfte, Hühnerspieß oder Forelle vom Grill und dazu Beilagen satt, das ist das übliche all-inkl. Ausflugsangebot, nur das Getränkeangebot hat sich gegenüber früher verändert, es gibt kein Bier mehr. Das ist einigermaßen schockierend, aber zur Not kann man am Tag auch mal Wasser trinken. Oder türkischen Tee, was möglicherweise sogar die bessere Entscheidung ist.
Leider kostet das alles wertvolle Zeit, der Himmel droht schon seit längerem mit einer dichter werdenden Wolkendecke, das hatte ich hier schon Mal - und es wiederholt sich. Auf den sieben Kilometern Fahrt durch den Canyon taucht die Sonne nur noch selten einen der schroffen Felsen ins Licht und das Wasser hatte ich auch wesentlich grüner in Erinnerung. Als wir am Ende angelangt sind und uns der Reiseleiter gerade auf die sprudelnden Quellen an Backbord aufmerksam machen will (gucken sie hier links liebe Gäste), fängt es an zu schütten wie aus Eimern.
Okay, also keine Fotos auf dem Rückweg. Statt dessen ein Tee unter Deck, was bei zwei Busladungen mit Touris eine ziemlich kuschelige Angelegenheit wird. Bei garantierten 300 Sonnentagen im Jahr rechnet halt jeder das Oberdeck mit ein.
Mit eingerechnet wird sicher auch der Umsatz im Klamottenladen, an dem wir auf dem Rückweg halten. Auch eine Sehenswürdigkeit, in der es (garantiert liebe Gäste) echt originale Klamotten gibt (nicht getürkt liebe Gäste), dafür ist eine halbe Stunde eingeplant. Das reicht für mich um zu erkennen, dass Nike und Gucci sehr ähnliche Badehosen haben, mehr wollte ich ohnehin nie wissen. Für Mr. T reicht es leider nicht, weil der seinen Drei-Frauen-Haushalt mit allerlei Tuch versorgen muss und ich ihm beratend zur Seite stehe.
Und schon wieder komme ich als letzter aus dem Shopping Center. Diesmal ist es mir auch etwas peinlich.
Canyonfotos: Oymapınar Stausee, Manavgat, Türkei - Nikon D90
Canyonbier: Rügener Insel-Brauerei, Insel Kreide, 5.5%
Canyonmusik: Pearl Jam - Benaroya Hall: October 22nd 2003
schöne fotos trotz des nicht so schönen wetters. wenn mein göga dahin ausflugt fahre ich vielleicht sogar mit, der wird sich auf jeden fall über die fotos freuen.
AntwortenLöschenSehr geile Aufnahmen, trotz der Bewölkung. Ich werde mir einen sonnigen Tag aussuchen :) und die Tour ebenfalls buchen, mal sehen was ich zustande kriege.
AntwortenLöschenGruß, N.
Du kannst Dir nur den Tag aussuchen der angeboten wird, das ist nur 1 oder 2 mal in der Woche und dann muss man das Wetter nehmen wie es ist. Viel Glück, bei Sonne explodieren die Farben da oben.
LöschenTolle Fotos. Loreley-mäßig. Die Burgen fehlen halt.
AntwortenLöschenFür Raubritter war das halt nicht so die interessante Gegend damals *g*.
LöschenSo, jetzt war ich auch endlich da oben. Ohne Wolken, dafür in einer Affenhitze. Das Problem ist nur, das die interessanten Ecken fast immer im Schatten liegen, weil da kein Sonnenstrahl mehr hin kommt. Vormittags liegt die eine Seite im Schatten, nachmittags die andere. Mit Stativ und Graufilter könnte man da sicher geile Fotos hinkriegen, wenn man nicht dauernd mit dem Boot unterwegs wäre.
AntwortenLöschenDie Ruinen waren bei uns leider kein Programmpunkt.
Gruß, N.