Sonntag, 15. März 2015
Technische Probleme
Vorspiel
Düdelüdelüd.
9 Uhr, wtf?
Düdelüdelüd.
Das ist gar nicht der sch... Wecker, das ist das Telefon. Ich muss was? Ich muss sterben vielleicht, aber ganz sicher nicht in die Firma kommen. Technische Probleme? Geht mich an Spieltagen nix an, gibt noch zwei Kollegen die das können, die stehen auch in diesem Telefonbüchlein, in dem ich demnächst nicht mehr stehen werde wenn das so weitergeht.
Umdrehen, weiterpennen, richtigen Wecker nicht hören, super Tagesanfang, darauf kann man aufbauen. Den richtigen Bus bekomme ich trotzdem, weil der durch die schicke neue Baustelle 5 Minuten Verspätung hat, dadurch aber nicht die richtige U-Bahn. 8 Minuten Wartezeit. Umsteigen in die U3, eine Station fahren, alle wieder aussteigen. Technische Probleme, bitte nehmen sie den nächsten Zug. 8 Minuten Wartezeit, again. Summiert sich inzwischen auf eine gute halbe Stunde, das wird auf den Stehplätzen ähnlich eng wie in der Bahn, verdammt.
Vor dem Stadion ist wieder Hindernislauf angesagt, Dombaustelle, Apfeltaschen erst nach dem nächsten Heimspiel. Keine Schlange vor dem Eingang, den ersten Bierfassträger um einen halben Liter erleichtern, Stufen hoch: voll. Haufenweise Leute mit dämlichen Piratenhüten von Captain Morgähn, warum man sich freiwillig zur Werbetafel macht ist mir schleierhaft. Das ist mir zu eng hier oben, ich geh in die Meckerecke. Überraschte Gesichter bei Koschi und Herrn B. als ich da auftauche, aber hier unten kann man sich wenigstens noch bewegen. Der Wind ist unangenehm, der Regen wird schon noch aufhören. Heute Blockfahne steht am Gegengeradenzaun, da hab ich ja instinktiv richtig gewechselt, so kann ich die wenigstens von der Seite fotografieren. Das ist zwar immer noch Mist, aber garantiert besser als von unten. Herr B. unterbreitet mir ein fast unschlagbares Angebot, eine Karte für das Spiel in Berlin am Freitag ist über. Das wäre die Gelegenheit mal in die Alte Försterei zu kommen, aber aus der Nachtschicht zum Fußball, da muss ich überlegen.
Über Lautsprecher dudelt die Bornheimer Hymne und pünktlich zur Aufstellung gibt es frisches Bier und überraschenderweise sogar eine Sportzigarette dazu. Keine Überraschungen hingegen bei der Mannschaft, Ewald hat sein Team gefunden, Kalla, Koch, Daube, Ratsche, Thy, Maier, Nöthe..."Wieso eigentlich Nöthe?" fragt jemand. "Na weil er der einzige Stürmer ist, der getroffen hat in den letzten Spielen." Leuchtet ein.
Ewald macht die Runde und pusht die Ränge, das ist fast so gut wie weiland die Trullerfaust, wäre schön wenn das die Jungs ebenfalls ein wenig pushen würde.
Das Herz von St.Pauli, Hells Bells und.... Blockfahne! Was für ein Teil! Über die gesamte Läge der Gegengerade, die hätt ich jetzt gern frontal vor der Linse, muss gewaltig aussehen. Der Mittelteil sieht aus wie das schon einmal verwendete Black Flag Thema, der Rest ist neu und von hier aus leider nicht zu entziffern, so wenig wie die Choreo auf der Süd, das ist der Meckereckennachteil.Die Mannschaft läuft zum 25. Jubiläum des Fanladens mit speziellen Jacken auf. Kein Fußball den Faschisten, kann man nicht oft genug erwähnen. Heute am besten auch kein Fußball den Frankfurtern.
Spiel (1)
Wir beginnen ziemlich giftig, setzen nach und erobern Bälle, manchmal auch Bälle die wir kurz zuvor verloren haben, aber das sieht nach Kampf aus. Gefällt, bis auf die ungenauen Abspiele, aus dem Rückraum müsste Halstenberg schießen. "Zieh ab" schrei ich noch, weil Halste doch nen recht strammen Schuss hat, da zieht er auch schon ab. Erster Stock, Spielwaren, Computer, Elektronik...
Die Frankfurter wirken bisher nicht wirklich gefährlich, das soll die beste Rückrundenmannschaft sein? Wenn wir so weitermachen, Ratsche die Bälle weiter abgrätscht, Nöthe vielleicht mal die Kontrolle behält, wird schon. Ecke für uns, Standards sind ja seit letztem Wochenende unsere Waffe, Dennis hat geübt. Ecke kommt rein, Lasse schraubt sich in die Luft und Laaaaaaaaaaaaaaaaa Lasse rutscht der Ball über den Schädel, verdammte Hacke. Das hätte das 1:0 sein können, wo der doch sonst so gut einnicken kann, sogar mit Gehirnerschütterung.
Zwanzig Minuten geht das gut, darauf folgen zehn Minuten des üblichen Mittelfeldgedaddels mit unsauberen Pässen, in denen wir die Frankfurter einladen doch bitte etwas mitzuspielen, was die sich nicht zweimal sagen lassen. Steiler Ball auf Schnecke, steilsteilsteil... nicht mal mit Turboschneck zu kriegen. Koschi geht steil im Meckereckenstyle "Dasiswieümmer! Wie ümmer! Ümmerümmerümmerdieselbescheiße." Antizipation ist das Zauberwort. Nicht vorhanden bei uns, sonst würde sich auch mal jemand bewegen der gerade NICHT den Ball am Fuß hat, aber alle stehen rum und gucken zu. Was der wohl damit vorhat? Nix, is wech dat Ding. Technische Probleme.
Distanzschüsse von Ratsche und Daube für den Frankfurter Schlussmann sind die einzige Ausbeute.
Halste kriegt eine hohe Flanke serviert und köpft das Ding in den gegnerischen Strafraum, wo natürlich keiner reinläuft. Kollektives Stöhnen. "Was soll er denn auch machen?" pöbelt Koschi "Wo soll er den denn hinköpfen? Der kann den doch nur in den 16er legen." Sehen alle, nur Nöthe und die zwei anderen Figuren nicht, die wie angewurzelt stehenbleiben. Erst gucken, dann laufen, dann ist man immer den einen Schritt zu spät.
Dazu diese dämlichen Ballverluste, bei denen wieder nicht energisch genug nachgesetzt wird. Beschert uns vor der Halbzeit noch ein paar nette Strafraumszenen, bei denen ich froh bin, dass die auf der abgelegenen Platzseite stattfinden. Man ahnt das Grauen mehr als dass man es sieht.
Halbzeitparadoxon: Neues Bier + Ernüchterung.
Zwischenspiel
Zur Ernüchterung gesellt sich Ratlosigkeit. Der FSV ist jetzt nicht die Übermannschaft, egal was die in der Rückrunde bisher gespielt haben, aber von uns kommt einfach zu wenig. Wie immer ist irgendwann ein Bruch im Spiel, von da an klappt auf einmal nichts mehr so richtig. Fotografisch klappt heute auch nichts richtig, was da an Tapeten gezeigt wird im Süden ist aus dieser Perspektive nicht zu entziffern. Die Auswärtskarte ist inzwischen auch weg, gegen Union sollte man nicht so lange überlegen. Dafür kann ich mein Bier an den Zaun hängen und die Hände in den Hosentaschen aufwärmen, arschkalt zieht der Wind durch die Meckerecke, das ist nix für Winterspiele.
Spiel (2)
Wir jetzt auf die Nordbaustelle, gleich mit nem Angriff, sieht gut aus, Schnecke geht bis zur Grundlinie, setzt sich schön durch und passt zu wem auch gerade immer in der Mitte und *zäng* ist das Ding inne Maschen. Woohooo 1:0 geht doch baby, wer war das? Lennaaaaaart THY!
DAS find ich ja mal gut, dass gerade Lenny trifft, das heißt eine ganze Woche keine "istnichtviertligtauglich" Kritiken lesen müssen. Fünf Minuten später kann Nöthe nachlegen, kriegt den Ball jedoch nicht unter Kontrolle. Von hier aus sieht das zumindest unglücklich aus, womit die Frage wieder aufkommt, wieso eigentlich Nöthe? Egal, wir sind wenigstens wieder im Vorwärtsdrang und beschäftigen die Frankfurter Abwehr, so muss es sein. Nachlegen, zweiten Treffer erzielen, Blutdruck runterfahren.
Und *zack* steigt der Blutdruck in ungeahnte Höhen, weil die Abwehr auf einmal gewaltige technische Probleme bekommt, als Maier eine Flanke butterweich in die Tormitte nickt, wo sich gleich zwei Frankfurter um diese Sahnevorlage kümmern dürfen. 1:1 und Koschi tobt. "Das war ein scheiß Eigentor. Ein scheiß Eigentor." Das war auf jeden Fall eine super Torvorlage, so eine bekommt man selbst von seinen eigenen Mitspielern selten serviert. Was für eine Grütze. Wenn es einen Wettbewerb für blöde kassierte Kacktore gäbe, wir wären in dieser Saison ganz vorne mit dabei.
Schockt für gute zehn Minuten, in denen die Frankfurter weiter an Fahrt gewinnen weil wir wieder Ködelhosenfußball spielen. Nach vorne geht erst nix, dann kommen wir wenigstens zu ein paar Ecken, aber bringt alles nichts ein. Koschi will Nöthe rausnehmen, aber wen bringen? Verhoek, damit er wieder ein paar Gegner unterlaufen kann, dafür eine gelbe Karte kassiert und sonst aufgedreht aber wirkungslos über den Platz tobt? "Du musst noch meine drei Punkte fotografieren" sagt Koschi, "jedenfalls wenn wir heute noch drei Punkte holen." Sieht nicht so aus als würde das passieren.
Möhlmann wechselt gleich zwei Spieler aus, Ewald reagiert kurz darauf ebenfalls mit einem Doppelwechsel. Buballa für Halste und Verhoek für Nöthe. Zwischendurch verschätzt sich Lasse bei einer Rückgabe und zwingt Himmelmann zu einem Kreislauf anregenden Zwischenspurt. Meine Fresse, die betteln geradezu um das zweite Tor.
Verhoek ist auch gleich in der Verlosung, schöner Ball von Schnecke auf den langen Pfosten, wo sich Daube und Verhoek nicht einig sind wer den jetzt einnetzt, leider geht das Duell unentschieden aus.
Benno wechselt wieder, Kapplani kommt rein für Dedic. "Scheiße, Kapplani" unkt Koschi, "Benno wechselt gerade den Sieg ein."
Bei dem Namen Kapplani beschleichen mich auch ungute Gefühle, aber das ist meistens so, wenn ich einen gegnerischen Namen kenne hat das selten angenehme Ursachen. Der zieht auch direkt einen Freistoß gegen Lasse, "siehste" ruft Koschi "siehste" aber wird nichts draus. Auf die Anzeigetafel schielen bringt nichts aus diesem Blickwinkel, noch fünf Minuten sagt jemand. Ewald holt Maier vom Platz, Alushi kommt. "Das wird nichts mehr heute" sag ich, da setzt sich Schnecke wieder einmal durch vorne, beste Offensivaktionen heute, aber niemand kann die Flanke richtig verwerten. Am Ende ist es Gonther, der blank vor dem Frankfurter Keeper steht und ihm den Ball direkt in die Arme köpft. Nicht.zum.aushalten.
Drei Minuten gibt es obendrauf und das bricht uns fast das Genick, aber Himmelmann ist mit der Hand gerade noch dran am Ball und kann zur Ecke klären. Dann ist Schluss und wieder sind sich alle einig: das ist einfach zu wenig, in allen Belangen. Zu wenig Kampf, zu wenig Leidenschaft, zu wenig Spielverständnis, aber dafür ganz viel technische Probleme.
Nachspiel
Koschi verabschiedet sich schon im Stadion, will in den Urknall und Werder gegen Bayern gewinnen sehen, der Rest wechselt vor die Gegengerade. Herr B. ignoriert die Fassläufer und verlangt politisch korrektes Bier aus den Fanräumen, obwohl da eindeutig weniger drin ist. Wir vernichten die letzte Sportzigarette und quatschen über das Sofa, das man in der dritten Liga vielleicht mitbringen kann um die Meckerecke wohnlicher zu gestalten, mit angeschraubtem Tresen. Meckerloge, das wär doch mal wieder was kultiges was sonst keiner hat, garantiert kultiger als Piratenhüte. Auch @diepauliane schaut kurz vorbei, diesmal ohne mir das Kreuz zu brechen, eine Umarmung ist auch sehr viel angenehmer in diesen harten Zeiten."Wir schaffen das" sagt sie "keine Ahnung wie, aber wir schaffen das."
Ich würde das so gerne glauben, aber dann müssen wir die vielen technischen Probleme bald mal beheben.
Fotos: Gegengerade Millerntor
Abstiegsangstblues: Guy Davis - Skunkmello
Ich hab da noch Hoffnung. Und wenn schon dritte Liga, schau ich nach meinem SSV Ulm in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht ;-) Da muss ich hinab zu den Amateuren, das war nicht immer so. Und dort 0:3 gegen den FV Ravensburg. So bitter werden wird es am Millerntor nimmermehr.
AntwortenLöschenDas geht heutzutage ganz schnell, frag mal in Aachen. Vereine die ein neues Stadion bauen sind scheinbar besonders gefährdet.
LöschenIch kann auch zwei, beide fangen mit SSV an.
LöschenOberliga BW.
Schon wieder ein Schritt zurück, statt nachzulegen wieder kein Heimspielsieg. Wo sollen die Punkte herkommen? Mal eben bei Union gewinnen, nur weil die gegen Darmstadt auf die Mütze bekommen haben? Und dann die nächsten Heimspiele, Düsseldorf, Nürnberg, Leipzig, da holen wir max 2 Punkte, gegen Bochum vielleicht mal ein Heimsieg mit 3er, auswärts gegen KSC, Heidenheim, Lautern und Darmstadt? Nichts, einen Punkt vielleicht irgendwo mit Glück. Wir werden mit max 30 Punkten am Ende absteigen und aufpassen müssen nicht in die 4.Liga durchgereicht zu werden, erstmal eine Mannschaft zusammenstellen müssen die sich da behaupten kann.
AntwortenLöschenDas wird alles ganz ganz grausam.
Das IST alles ganz ganz grausam. Bei uns ist es nur noch die Frage wer den entscheidenden Fehler macht, jedes Spiel darf ein anderer ran.
LöschenWenn das so weiter geht, sieht das mindestens so unfreundlich auch wie der Himmel überm Stadion.
AntwortenLöschenDas weiss man garnicht was man ausser den Daumen noch alles drücken soll...