Freitag, 3. Oktober 2014
Ja so warn´s die alten Rittersleut
Das Ritterturnier lässt auf sich warten. Zur Einstimmung werden ein paar Jungs von einer holden Magd mit dem Stock verprügelt - und das ganz anständig, Robin Hood würde das Mädel vom Fleck weg engagieren für seine Truppe. Wahrscheinlich sind das keine echten Ritter, die würden sich doch niemals von Frauen verprügeln lassen.
Die echten Ritter zeigen kurz darauf wie schön sie reiten können. Geht´s jetzt los? Nein, ist wohl nur das Aufwärmprogramm. Nach rechts reiten, Staub aufwirbeln, nach links reiten, Staub aufwirbeln und das ganze noch mal von vorne. Dabei brüllen sie irgendwas auf portugiesisch, was ich natürlich nicht verstehe, aber es klingt nicht nett und ist sicher Teil der Show. Scheinbar sind die beiden Konkurrenten, bei nur zwei Reitern eigentlich logisch. Das sind bestimmt die beiden die sich nachher aus dem Sattel pieken müssen, ich bin schon gespannt wie das geht, das ist doch sicher nicht ungefährlich. Sie scharen noch ein wenig bewaffnetes Fußvolk um sich, dann könnten die Spiele ja langsam mal beginnen.
Tun sie auch, aber anders als gedacht. Hier gibt es noch echtes Schauspiel, Dramaturgie und so Zeugs, es wird gelabert, geschimpft, gedroht, gebetet und was noch alles. Der Bürgermeister erzählt was, der Ordensritter, der Pfaffe, der Schiedsrichter erzählt noch mehr. Könnte ich auch nur ansatzweise verstehen was die da erzählen wäre das sicher interessanter, aber je länger das Gequatsche da geht, desto schlechter wird das Licht. Für Action brauche ich Licht verdammt, hört auf zu sabbeln.
Nach endlosem Schauspiel fangen sie dann endlich an sich zu hauen. Zuerst natürlich die Clowns, jeder hat einen Clown in der Gruppe, den Ritteranwärter, der sich noch beweisen muss. Deswegen auch ohne richtige Schwerter, die müssen noch mit Holz hantieren. Zwischendurch immer mal wieder Schauspiel, damit sich das in die Länge zieht. Nach dem letzten Schwertkampf steht es Unentschieden zwischen den beiden Parteien, wenn ich das so richtig verstehe, die wilde Reiterei fehlt aber noch.
Vorher könnten die beiden Oberritter wohl ein paar Punkte gut machen, indem sie einen freigelassenen Greifvogel anlocken. Sie blöken wie wild herum und wedeln mit den Armen, aber Birdy hat keine Lust heute und zeigt sich ziemlich unbeeindruckt, er bleibt einfach auf dem Dach sitzen. Das ist ganz sicher kein Teil der Show, der Vogel muss wieder her und wenn ihn jemand einfangen muss. Bei Vögeln naturgemäß nicht ganz einfach, aber ungeheuer lustig wenn es trotzdem jemand versucht und dafür auf den Giebeln alter Dächer herumklettern muss. Könnte das doch ein Programmpunkt sein? Der Falke jedenfalls wartet bis zur letzten Sekunde auf das rutschende Ritterlein, um dann seine Überlegenheit im Luftraum auszunutzen, was auf den Tribünen für helles Gelächter sorgt. Wahrscheinlich doch ein Programmpunkt.
Dann ist das Licht endlich weg und die Reiter sind dran. Natürlich pieken sie sich nicht aus dem Sattel, dafür wäre ein weicherer Boden erforderlich und man müsste mindestens den Stuntmankurs für Fortgeschrittene absolviert haben. Mit so einer Lanze den Ritter Papp in der Mitte aus vollem Galopp zu treffen ist aber bestimmt auch nicht so einfach wie es aussieht.
Am Ende hat irgendwer gewonnen und wir können nach Hause, kurz blockiert von einer Horde Fahnenwerfer und einem Krankenwagen. Der versucht verzweifelt den Weg zum Castillo zu erklimmen, hängt aber in einer Haarnadelkurve fest, weil die dumpf gaffende Meute drumherum zu doof ist Platz zu machen. Garantiert hat sich da jemand die Knochen gebrochen auf dem Pflaster, was für ein Glück, dass wir nicht mehr im Mittelalter sind.
Heutzutage gibt es Ärzte, z.B. Dr. John - Desitively Bonnaroo / The Brightest Smile In Town
Sooo schlecht sieht das Licht gar nicht aus für Action, da ist ja noch volle Elle Sonnenlicht auf der Mauer. Die Fotos von der Parade haben mir wesentlich besser gefallen. Abgesehen von der prügelnden Dame vielleicht *g*
AntwortenLöschenGruß, N.
Die Parade hat mich mehr motiviert, das Programm auf der Burg war doch etwas zäh, meine Kondition am Ende, der Stehplatz nur in der dritten Reihe und das Licht auf der Mauer, aber nicht da wo sie sich geprügelt haben. Mit ISO 800 habe ich mit Ach und Krach gerade noch 1/100 Verschlusszeit bei Offenblende hinbekommen, was für Prügeleien schon viel zu wenig ist. Bei den Reitern hätte ich später mindestens ISO 3200 benutzen müssen und darauf hatte ich dann irgendwann keine Lust mehr. Die Paradenfotos waren die eigentliche Ausbeute des Tages, der Rest mehr Urlaubsgeknipse.
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