Montag, 27. August 2012
Hoteljubiläum
Heute morgen noch hatte ich überhaupt keine Lust auf ein Hoteljubiläum, auch nicht auf das zehnjährige des Plattenlabels Grand Hotel van Cleef. Muskelkater von den Anstrengungen der letzten Tage, schlecht geschlafen und dann mehrere Stunden Open Air bei angesagtem Regenwetter, ohne Karte wäre ich im Bett geblieben. Das ewige Risiko bei Frischluftveranstaltungen, aber das Ding hing schon lange an meinem Spiegel, also musste ich wohl oder übel irgendwann aufbrechen. Da Herr L. eine andere Route wählte war ein Treffen auf dem Gelände angedacht, ohne festen Termin, wodurch ich meinen Hintern noch später in Bewegung setzte und Young Rebel Set verpasste. Mag durchaus ein Fehler gewesen sein, ein paar Hörproben im Netz waren nicht mal übel.
Zum Auftritt der Kilians aus Dinslaken kam ich grad rechtzeitig, die waren vor ein paar Jahren beim Fest van Cleef in Bremen die einzig hörenswerte Band außer Kettcar. War auch diesmal nicht schlecht, aber nur Hintergrundbeschallung bei der Suche nach Bier und Herrn L. nebst Dresdner Begleitung. Nachdem beides recht schnell gefunden wurde musste ich auch gleich eine Dresdner Spezialität probieren und stellte mich in die ellenlange Schlange vor dem Handbrotstand für ein zweites Frühstück. Für das nächste Heimspiel gegen Dünamo muss ich gucken wo ich hier Handbrot bekomme, schmeckt besser als Dresdner Stollen.
Den Kurzauftritt von Tomte in der Originalbesetzung haben wir dann aus der Ferne verfolgt, Thees Uhlmanns erste Band hat mich bis auf wenige Stücke nie sonderlich begeistern können, aber sein Soloalbum läuft hier rauf und runter, da musste ich näher ran. Die Inszenierung als Springsteen vom Dorf klappt ja auch wunderbar, er schwitzt auf der Bühne wie der Boss und seine Texte erreichen die Menschen, anders als diese verkopfte Tomtelyrik, hier weiß man was er sagen will. Das Publikum dankt mit enormer Textsicherheit, ganz besonders die junge Dame mit der hohe Stimme hinter mir kennt jede Zeile des Albums, und das stört mich nicht im geringsten, denn hier wird endlich mal nicht gesabbelt, hier wird gesungen, getanzt, geklatscht, gefeiert und gelacht, wenn Thees zwischendurch ein paar Anekdoten zum Besten gibt. Der Mann weiß wie man sein Publikum erreicht, in der Hinsicht kann man beim großen Vorbild auch eine Menge lernen. Zu & Jay-Z singt uns ein Lied sprang tatsächlich Rapper Casper auf die Bühne, Publikum jubelt, Überraschung gelungen, gleich noch eine Zugabe von ihm selber oben drauf, die auch jeder kannte - außer mir. Mit Rappern kenn ich mich nicht aus, ging aber gut ab. Viele Seifenblasen, leider meist dann wenn ich die Kamera gerade wieder in der Tasche hatte. Großartiges Konzert, hatte ich aber erwartet.
Nach inzwischen einem Jahr könnte der Herr Uhlmann aber schon ein bis zwei neue Songs schreiben, dann müsste er sich bei der Zugabe nicht immer entschuldigen wenn er einen Song wiederholen muss. Und Das hier ist Fußball kann man auch in Bahrenfeld spielen, ehrlich. Hab ich vermisst, haben wir dann später auf dem Heimweg selber gesungen.
In der Umbaupause erst einmal Bier nachgetankt, dabei lief mir die Handwerkercrew über den Weg, die nach ihrer Beschreibung nur 5 Meter vor mir in der Menge gestanden haben muss. Herrn L. gelüstete es nach einem Crêpe, trotz meiner schlechten Erfahrungen mit dem Zeugs in letzter Zeit beschloss ich ihm zu folgen, denn von dort duftete es schon sehr verführerisch als ich noch in der Handbrotschlange stand. Dazu noch hatten die einen interessanten Namen, Plattenladen Crêpes, und wer sich einen Namen gibt, der will dass der sich herumspricht. Könnte passieren, denn der dünne Pfannkuchen mit Erdbeeren und dunkler Schokolade war ganz ausgezeichnet.
Dadurch hab ich den großartigen Jürgen Vogel und die Hansen Band nur am Rande mitbekommen, vier Songs waren ein bisschen sehr kurz, aber auch Schauspieler haben bei Texten ein begrenztes Erinnerungsvermögen.
Highlight natürlich Kettcar, mit einer schönen und viel bejubelten Setlist. Viel von der ersten Platte und die besten Stücke der letzten, von der das unglaublich schöne Rettung inzwischen schon Publikumsliebling geworden ist. Natürlich wieder die übliche Ansage von Balu, dem "Mädchenlied", bei dem Markus Wiebusch mit seiner Einschätzung eindeutig widerlegt wurde, da waren weit mehr Männerstimmen im Chor zu hören. Am Ende eine furiose Version von Graceland mit den Elektropunkrappern Frittenbude, von denen werde ich mir auf jeden Fall mehr anhören.
Als Zugabe Landungsbrücken raus, das Stück das niemals nicht gespielt werden könnte ohne Proteststurm, mit Feuerregen war es noch stimmungsvoller. Zum Jubiläum muss man sich schon etwas mehr gönnen, auch wenn Kettcar keine Band ist für die große Show.
Eine kleine hatten sie sich für die letzte Zugabe ausgedacht, Mein Skateboard kriegt mein Zahnarzt, eine uralte Nummer die wohl als B-Seite irgend einer Single erschienen ist, und Luftschlangen satt.
Und alles (fast) ganz ohne Regen, ich sollte mich von der Vorhersage weniger beeindrucken lassen, dann hätte ich die Spiegelreflex mitgenommen. Nächstes mal, in zehn Jahren, kauf ich mir wieder eine Karte.
Bis dahin von Konserve: Thees Uhlmann & Kettcar - Du und wieviel von deinen Freunden/Zwischen den Runden
Deine Konzertfotos gefallen mir immer besser - klasse!
AntwortenLöschenHandbrot? Handkäs ist allemal vorzuziehen ;-))
Danke, mit der Taschenknipse muss man aber auch 100 Fotos machen um 10 halbwegs anständige zu bekommen. Und Handkäs zählt nur bei Spielen gegen Frankfurt, ich werds gegen den FSV antesten.
Löschenjetzt beneide ich dich echt. wären wir nicht in den urlaub gefahren hätte ich garantiert eine karte gehabt, dafür geht es gleich ans buffet, da kann ich mir fruströllchen anfuttern.
AntwortenLöschenSo weit entfernt ist der Urlaubsort jetzt nicht, da hätte es ein Tagesausflug auch getan :p
LöschenViel Spaß am Buffet.
du wirst lachen, das hätte ich sogar getan. leider bin ich führerscheinloses wesen auf meinen chauffeur angewiesen und der denkt nicht daran seinen urlaub zu unterbrechen. das buffet im hotel ist übrigens grandios, das würde dir gefallen :))
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