Donnerstag, 14. April 2011
You'll never walk alone Stani
Ich bin gerade furchtbar sentimental unterwegs, das liegt zum einen an einer furchtbar sentimentalen Version von You'll never walk alone, gesungen von niemand geringerem als Frank Sinatra, eine Aufnahme mit dem Axel Stordahl Orchestra vom 1.Mai 1945.
Zum anderen an der 35 Minuten dauernden Pressekonferenz, in der FC St.Pauli Trainer Holger Stanislawski seinen Abschied vom Verein nach 18 Jahren bekannt gab. Kostenlos ansehen kann man sich das auf FC St.Pauli TV, wie ein erwachsener Mann mühsam um seine Fassung ringen muss und den Tränen mehr als nur einmal ganz nahe ist.
Stani lebt und atmet St.Pauli seit 18 Jahren, als Spieler von der 1. bis zur 3. Liga, als Trainer von der 3. in die 1.Liga zurück, alle Höhen und Tiefen, und nie aufgegeben. 18 Jahre hab ich diesen Kämpfer immer bewundert, er und Truller, das ist für mich ein in Stein gemeißeltes Stück St.Pauli. Aber nach 18 Jahren hat er jetzt keine Kraft mehr für diesen Verein, den er doch so liebt. Für die Familie.
Ich wünsche ihm viel Glück bei seinem neuen Arbeitgeber, wahrscheinlich wird es ja Hoffenheim. Und den Hoffenheimern kann ich nur sagen, ihr bekommt ein Stück Herz und ein Stück Seele dieses Vereins. Geht da anständig mit um, so etwas ist nämlich mit Geld nicht zu bezahlen.
Von der Familie erhoffe ich mir einen großartigen Abschied für Stani beim letzten Heimspiel, das hat sich der Mann verdient. Und dafür, dass er abhaut, will ich ihn auf dem Rasen weinen sehen.
Forza Stani - Forza Sankt Pauli
Danke an Switch für Sinatra.
ich hab ja mit fussball nix am hut....
AntwortenLöschenaber neugierig bin ich schon und das drama ist mir nicht verborgengeblieben, ich frag mich nur, warum zum geier geht der typ weg??? wenn er den verein doch so toll findet?!
Lässt sich, glaube ich, am einfachsten beantworten, wenn man sich die Pressekonferenz ansieht.
AntwortenLöschenIch versuch mal das jemandem zu erklären, der mit Fußball nichts am Hut hat.
Das eine ist ein gut dotierter Job bei der Hopp GmbH im oberen Management, das andere ist Tante Emmas kleine Klitsche, in die man, zusammen mit Tante Emma und ihren Freunden, viel Arbeit und Herzblut gesteckt hat, bis sie fast so erfolgreich war wie die Hopp GmbH.
In der man es in diesen 18 Jahren vom Laufburschen (ok, gut bezahlter Laufbursche) bis ins obere Management geschafft hat, mit viel Unterstützung von Tante Emma und Emmas Freunden, mit sehr viel Arbeit, schönen Erfolgen, aber auch vielen heftigen Rückschlägen. Und dann kommt irgendwann die Hopp GmbH und bietet einen besser bezahlten Job an, bei dem man sich nur um das Fachgebiet kümmern muss, alles andere wird einem abgenommen. Man musst sich nicht mehr laufend um die Befindlichkeiten von Tante Emma und ihren vielen Freunden kümmern (und die können ziemlich stressig sein), nur noch den Job machen, den man gelernt hat.
Natürlich erwartet die Hopp GmbH eine entsprechende Leistung für das Gehalt und die Mittel, die sie zur Verfügung stellen, sonst bekommt den Posten schnell ein anderer,
doch bei Tante Emma hätte man in diesem Job wohl auch kaum das Rentenalter erreicht, bei ausbleibenden Erfolgen ist das immer ein Schleudersitz.
Dieses Angebot bekommst Du also JETZT, die Hopp GmbH wartet nicht ewig auf Deine Zusage, denn diese Stelle ist begehrt, die hätten 50 andere auch gerne. Du bist aber sicher, dass Du diese Aufgabe meistern kannst. Ach ja, Deinen besten Kumpel kannst Du mitnehmen, der bekommt auch gleich mehr Geld.
Tante Emma bzw. der FC St.Pauli hat zwar noch schnell versucht der Hopp GmbH in die Suppe zu spucken und wollte eine Gehaltsanpassung im oberen Management vornehmen, aber das war leider etwas zu spät.
Nach 18 Jahren ewigem Auf und Ab und haufenweise emotionalen Achterbahnfahrten (guck Dir das Video ruhig mal an) ging das wohl nicht anders.
Schön gesagt, ich mag den Mann auch sehr. St.Pauli ohne Stanislawski kann ich mir kaum vorstellen, der war gefühlt irgendwie immer da, der gehört zum Inventar des Vereins inzwischen. Schade, aber das ist der Lauf der Dinge.
AntwortenLöschenaha, ok. es war also schlicht des geldes wegen...hm
AntwortenLöschenok, idealismus kann man(n) halt nich essen. hoffentlich geht das gut