Samstag, 26. Februar 2011
Kein Bier ist auch keine Lösung
Das Spiel gegen Hannover galt als Sicherheitsrisiko, was wohl alle wieder mitbekommen haben außer mir. Dementsprechend erschrocken habe ich gleich den nächsten Fehler gemacht und eine Cola genommen, statt des kastrierten Gerstensaftes. Schmeckt zwar marginal besser als alkoholfreies Bier, macht aber einen entsetzlichen Durst und klebt irgendwie die Stimmbänder zusammen, wenigstens mein Support hat nicht darunter gelitten, was ich von meiner näheren Umgebung nicht behaupten kann, das war alles schon mal lauter. Als mich mein Nebenmann mit einer Wolke einnebelte die mich fast kollabieren ließ fiel mir der Spruch wieder ein, die Gegengerade würde inzwischen nur noch aus alten Kiffern bestehen, die ihre Ruhe haben wollen. Meinen schiefen Blick quittierte er nur mit einem Grinsen und der Bemerkung, ich hätte ja angefangen. Dagegen konnte ich schlecht argumentieren, mit irgendwas muss man sich schließlich vergnügen, denn weder das Bier noch das Spiel waren dazu angetan.
Das hat mit Fußball nix zu tun skandierten Teile des Stadions zur Halbzeitpause, noch weniger damit zu tun hatten die anschließenden Pyro- und Rauchbombenaktionen im Gästeblock, die zur Spielunterbrechung führten, bis gepanzerter Schnittlauch den Block stürmte und dem Spuk ein Ende bereitete. In diesem Fall hatten auch die "Wir sind Sankt Pauli - Scheiß HSV" Rufe ihre Berechtigung, allerdings könnten wir uns mit weitaus mehr Berechtigung empören, hätten wir nicht selber solche Spinner in den Reihen. Ich wurde sofort an die Aktion in Hannover erinnert, als es bei uns brannte.
Mit Vollbier hätte man sich die erste Halbzeit aber auch nicht schön reden können, weder für Hannover noch für den FC sprangen da nennenswerte Aktionen heraus, sieht man von einem Pfostenschuss ab, der meinen Blutdruck kurzzeitig ansteigen ließ, ich hab nicht mal gesehen wo der herkam. Sonst langweiliges und zähes Ackergekicke, die erste Halbzeit war glaube ich eine der gefühlt längsten die ich je gesehen habe. Ich hab mich allenfalls für Schnecke Kalla gefreut, für seinen ersten Bundesligaeinsatz war das ordentlich. Die zweite Hälfte war nicht wesentlich ansehnlicher, aber es kam mehr Feuer ins Spiel, nach dem Feuer auf den Rängen. Doch wenn mal einer abzog landete der im zweiten Stock, oder das letzte Zuspiel war mal wieder eins zu viel. Einen Sieger hätte das Spiel eigentlich auch nicht verdient gehabt, mit einem Punkt hätte ich mich zufrieden gegeben. Dreckiges 0:0, was solls.
Warum aus einer Ecke für uns dann auf einmal ein Abstoß wurde hat keiner im Stadion begriffen, musste ich erst online nachlesen, dass der Schiri Asamoah gefragt hat wer den letzten Ballkontakt hatte. So wohlgesonnen war uns der Gagelmann an dem Tag auch nicht, dass Asa ihm da die Wahrheit sagen muss. Einfach mal die Schnauze halten, nicht gesehen Schiri, sorry.
Aus der Ecke hätte ja vielleicht mal tatsächlich ein Treffer fallen können, der fällt dafür quasi im Gegenzug nach einem Eckball auf der anderen Seite, kurz vor Schluss. Grandios. Und der Hannoveraner Mob tobt in seinem Block, ich hätte kotzen können.
Vor dem Stadion drückte mir ein alter Bekannter sein noch fast volles Astra in die Hand, der erste Lichtblick, richtiges Bier und ich musste nicht mal anstehen. Der Sinn eines Alkoholverbots im Stadion erschließt sich mir nicht, wenn man sich davor problemlos besaufen könnte. Während des Spiels holt doch eh keiner was und in der Halbzeit kann sich kaum einer volllaufen lassen. Wir sind dann doch relativ zügig Richtung U-Bahn, war keiner so wirklich in Feierstimmung.
Highlight des Tages dafür die Fahrt mit der U3, auf der ein Punk im Kilt mit seinem Hund das ganze Abteil ganz vorzüglich unterhielt. Sehr sympathischer Mensch, auch wenn ich mir persönlich, bei aller Liebe zum Verein, nicht Sankt Pauli auf die Stirn tätowieren lassen würde. Dass sein Hund auf "HSV" mit lautem Gebell reagiert war mir dann auch meinen Einkaufswageneuro wert, als er seinen leeren Bierbecher rumgehen ließ. Werde ich wahrscheinlich beim nächsten Einkauf dran erinnert.
Gespannt bin ich ja, ob der Herr T. in nächster Zeit mit einem Kilt auflaufen wird, da er nun weiß wo man die kaufen kann. Stehen würde ihm so ein Ding zweifellos, aber nur ohne Funktionsunterwäsche *g*
Schreibmusik: Kaiser Chiefs - Yours Truly, Angry Mob
Wirklich ein unsinniges Konzept, auf Vollbier zu verzichten. Die Druckbetankung macht das doch eigentlich nur noch schlimmer - und im Stadion wird kaum so viel getrunken, wie vor einem solchen Spiel zumeist zu sich genommen wird (rein vorsorglich, muß ja reichen bis zum Abpfiff...), schon aus Kostengründen. Naja, auf der Haupt gab es ja Vollbier und auch dies hat mir das Spiel nicht verschönern können.
AntwortenLöschenGut hingegen fand ich die Ehrlichkeit von Gerald - nur vollkommen unverständlich, daß der Schiri DA nachfragte (war ja eine Fehlentscheidung, auf die er aufmerksam gemacht wurde), während er bei nur kurze Zeit später in einer so betrachtet identischen Situation von Fehlentscheidung und Hinweise keinen Anlaß sah, den Hannover Spieler zu befragen. Zweierlei Maß - für Herrn Gagelmann ja leider typisch, zumindest, wenn es gegen uns geht. Daß er mit so einem Pfiff das Spiel entscheiden würde, hatten wir ja schon um die Halbzeit herum geahnt - gespenstisch, dies dann exakt so vor Augen geführt zu bekommen. Wer glaubt da schon an Zufall?
Abschließende Worte? Wie wäre es mit: Frust ist vergänglich, der FC St. Pauli nicht? ^^
Das ist ja gut zu wissen, also sollte ich bei den nächsten kritischen Begegnungen wohl eine Karte für die Haupt kaufen wenn ich Bier trinken will.
AntwortenLöschenZu Gagelmann sag ich lieber nichts, ich krieg Pickel wenn ich den Namen höre.
Mein Frust ist aber längst verflogen, ich denk schon an Nürnberg. Wird schwer genug.