Samstag, 24. April 2010
Die Renaissance der roten Sonne
Ohne die GAL, die offiziell nicht mehr gegen Atomstrom demonstrieren mag, seit sie mit Ole von Beust paktiert, standen 120.000 Menschen heute auf den Straßen zwischen Brokdorf und Krümmel, um mit einer Menschenkette gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zu demonstrieren. Ich war ehrlich gesagt nicht davon überzeugt dass es gelingen würde, genug Menschen für die 120 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Kraftwerken auf die Beine zu bringen, aber es gibt doch noch genug Leute, die bereit sind gegen den Wahnsinn auf die Straße zu gehen. Dabei habe ich mir weniger über die Strecke im Hamburger Stadtgebiet Sorgen gemacht, in Altona und anderen Gebieten soll die Kette ziemlich stabil gewesen sein, in Billstedt (Foto) gab es zwar kleinere Lücken, aber die waren eher einem Mangel an Koordination in den entscheidenden fünf Minuten geschuldet.
Seit den glorreichen 70er Jahren, als gefühlt jeder zweite mit einem Anti Atomkraft Button rumlief, oder wenigstens einen Aufkleber am Heck seiner katalysatorlosen Rostlaube hatte, habe ich nicht wieder so viele Fahnen und Buttons mit der lachenden roten Sonne gesehen wie heute. Vom Späthippie bis zum Bildungsbürgertum war die Kette eine bunte Mischung, Studenten standen neben älteren Lehrkräften, Hausfrauen mit Alditüte neben Wandergesellen und ganzen Familien mit Kind und Kegel. "Schade das meine Klasse nicht gekommen ist" seufzte eine ältere Lehrerin ihrem Begleiter zu. Tatsächlich waren recht wenig Jugendliche zu sehen, außer den üblichen paar Blumenkindern. Atomkraft ist unter Billstedter Jugendlichen eher kein Thema schätze ich. Auf keinen Fall interessanter als z.B. Beschleunigungstests mit Minibikes, aber das Billstedter Industriegebiet ist für solche Hobbys natürlich ideal.
Es gab noch ein paar Abschlusskundgebungen, die mich durchaus gereizt hätten, aber es erschien mir ökologisch unsinnig nach Brokdorf zu fahren, nur um evtl. 30 Minuten Jan Delay und 30 Minuten Rantanplan zu sehen. Hafenstraße fiel aus, weil mich die Parkplatzsuche abgeschreckt hat, also hab ich mich dann doch für Frühstück entschieden. War dann auch schön zu lesen, dass es tatsächlich geklappt hat mit der Kette.
Auch auf dem Deich.
Schreibmusik: Paul Weller - Wake Up The Nation. Großartige neue CD, Dauerrotation.
achja, die gute alte sonne....da werden kindheitserinnerungen wach *gg*
AntwortenLöschenich stand ja seinerzeit auf´m acker vor den pershings im hunsrück.