Samstag, 28. Januar 2023

Eine mordsmäßig schreckliche Familie

 








Wer klettert absurd glatte Felswände hoch wie eine Eidechse, springt aus noch absurderen Höhen herunter ohne sich einen Knochen zu brechen, balanciert auf dem Mast eines im Sturm schwankenden Schiffes, massakriert haufenweise Athener, Spartaner und andere Gangster, ist aber zu doof die klapprige Holztür eines bäuerlichen Anwesens einzutreten? Kassandra von Sparta, Tochter des Pythagoras, angebliche Enkelin von Leonidas und Protagonistin in Assassin's Creed Odyssey. Nach Origins der zweite und höchstwahrscheinlich letzte Teil der Serie den ich durchgespielt habe. Aus diversen Gründen.

Habe ich bei Origins noch die simple Handlung bemängelt, war der Rachefeldzug Bayek von Siwas wenigstens nachvollziehbar und die Charaktere einigermaßen glaubwürdig. Aber wer sich die völlig schwachsinnige Geschichte dieser Spartanerfamilie ausgedacht hat, muss ein wahrhaft teuflisches Kraut geraucht haben. Was für eine Sippe. Alles Schlampen, außer Mutti. Weil Mutti aber gerne ihre Familie glücklich vereint sehen will, geben wir uns alle Mühe und verschonen das Pack für ein Happy End, nur weil ich das aus purer Gewohnheit immer anstrebe.

Erst Vati, der uns als Kind nach alter Spartanersitte über die Klippen geworfen hat, dann das arrogante Arschloch von Stiefbruder und am Ende sogar den leiblichen Bruder, der sich inzwischen zur Nummer zwei des feindlichen Templerordens hochgemordet hat. Dann hat man zwar am Ende eine sehr fähige Schiffsbesatzung für die Adrasteia, aber sollte ich jemals in Versuchung kommen das noch einmal zu spielen mach ich sie alle kalt. Ist mir dann auch egal was Mutti dazu sagt.

Das wird höchstwahrscheinlich aber nie passieren, denn Griechenland ist, verglichen mit dem Ägypten in AC Origins, nicht halb so interessant und nicht halb so abwechslungsreich. Alexandria und der Leuchtturm von Pharos schlagen Athen mitsamt Akropolis um Längen, die Pyramiden von Gizeh sind ohnehin unerreicht und lieber reite ich im Galopp durch die Wüste oder das Nildelta, als wieder vor der Felswand eines griechischen Gebirges zu stehen, das ich dann entweder weiträumig umreiten oder erklettern kann, je nachdem was schneller erscheint. Schlimmer als Norwegen.

Hat mich AC Origins noch durch seinen Detailreichtum beeindruckt, ist es bei Odyssey die schiere Größe der Karte die einen erschlägt, der drölfzigste griechische Tempel auf dem Berg gegenüber wird aber irgendwann langweilig. So ganz überzeugt waren die Programmierer wohl auch nicht, weshalb einen die Hauptmission nicht einfach in den Hafen von Piräus einlaufen lässt, was ja naheliegend wäre, will man nach Athen. Statt dessen ankern wir irgendwo vor der Küste und müssen einen Berg besteigen, der zufällig einen beeindruckenden Blick auf Athen samt Akropolis bietet. Ist man in dem von Sparta belagerten Loch allerdings erst mal drin, will man da auch schnell wieder weg.      

Was mich bei Laune gehalten hat waren die Nebenquests um Hippokrates, Sokrates, Alkibiades, Perikles und anderen Figuren der griechischen Geschichte, die zwar nicht minder blödsinnig, aber stellenweise immerhin witzig waren, die Seeschlachten mit der voll aufgerüsteten Adrasteia gegen legendäre Piratenschiffe und die ziemlich herausfordernden Kämpfe gegen Wesen der griechischen Mythologie. Als nicht besonders geschickter Spieler bin ich immer noch überrascht, dass ich den Zyklopen, die Medusa und den Minotaurus (fast) immer beim ersten Versuch erledigen konnte.

Es wären auch noch genug Nebenmissionen und Herausforderungen für zehn bis zwanzig Spielstunden vorhanden, aber inzwischen geht mir das seltsam emotionslose Wachsgesicht von Killer-Kassandra ein wenig auf den Zeiger, ich war auf jedem Gipfel und auf jeder Insel Griechenlands, hab 1000 Tempel besucht, 1000 Soldaten getötet und die Adrasteia und ihre Besatzung können es mit jeder Flotte aufnehmen, es reicht.

Vielleicht guck ich mich demnächst mal ganz woanders um. Der wilde Westen wäre vielleicht eine Möglichkeit, endlich mal Cowboy spielen und wenn man schießt fällt wirklich einer um, so etwas hatten wir ja damals nicht und Red Dead Redemption sieht schon krass geil aus.

Allerdings bin ich noch nicht sicher ob es mir gefällt Banken auszurauben, Postkutschen zu überfallen und armen Farmern auf's Maul zu hauen, weil die ihre Schulden nicht bezahlen können. Das ist nicht mein Stil, normalerweise schieß ich lieber untoten Unterweltfürsten einen Pfeil ins Auge. 

Fotos dazu werden auch immer realistischer, jetzt sogar mit Sensorflecken: Assassins Creed Odyssey

Musik dazu: Klangstrahler Projekt - The Secret Files 

 














 

 

 

   

 



Donnerstag, 19. Januar 2023

Geschichten aus der Küche

 









Früher war zwar nicht alles besser, einiges dafür sehr viel einfacher. Zum Beispiel diese Ernährungssache. Man hatte entweder Brot und Aufschnitt in der Firma liegen, holte sich vor der Schicht Brötchen oder nutzte die Kantine. Wenn ich am Wochenende mal am Herd stand, weil dem Appetit auf anständige Frikadellen anders nicht beizukommen war, blieb das eher die Ausnahme. Unterwegs ein Restaurant, nach Heimspielen der Lieferservice, alles ungesund, aber macht satt und spart Zeit, von der man eh zu wenig hatte. 

Hat man aber auf einmal viel Zeit und keine Kantine mehr, sieht die Sache schon anders aus. Der Lieferdienst ist nicht nur aus finanziellen Gründen keine Option, will man sich nicht dauerhaft von Pizza, Burgern und Sushi ernähren. Nach Jahrzehnten der spannenden Wahl zwischen Kantine oder Stulle wird jetzt also gekocht. Nicht immer, aber doch relativ häufig.

Obwohl schon recht viele Menschen meine Fähigkeiten in der Küche mit Lob bedacht haben, stehe ich der ganzen Sache eher skeptisch gegenüber, möglicherweise waren die auch alle nur zu faul selber zu kochen. Für gänzlich untalentiert habe ich mich zwar nie gehalten, aber seit ich einen wahren Meister dieses Fachs kennenlernen durfte, hat das dem Selbstvertrauen einen ziemlichen Dämpfer verpasst. Jetzt weiß ich wenigstens, woher die teils absurden Zubereitungszeiten in Rezepten kommen. Die machen alles gleichzeitig und alles dreimal so schnell wie Otto Normalkoch, trotzdem alles aufwändiger, weil sie gleich drei Pfannen benutzen statt einer und natürlich schmeckt das dann auch alles dreimal so gut wie gewohnt.

Ist man mal ein paar Tage von so einem Sterneküchenbrutzler verwöhnt worden, kann man sich gut neu einschätzen, weil man jetzt immerhin weiß wie es schmecken könnte, würde man einen ähnlichen Aufwand betreiben, das nötige Können vorausgesetzt. Trotzdem bin ich nicht ganz ungeschickt in der Küche und einfache Rezepte sollten mir eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten, schließlich will man sich nicht auf Bratkartoffeln oder Spaghetti Bolognese beschränken und auch mal Experimente wagen.

Keine große Hilfe dabei sind seltsame Youtubekanäle, die mir laufend most delicious dishes empfehlen, die allesamt easy to cook sind und in der Hauptsache aus Resten, Dosenthunfisch und/oder Hackfleisch bestehen, die man zusammen in der Pfanne erhitzt, oder irgend etwas damit füllt um es in den Ofen zu schieben. Das kann wirklich jeder Trottel (ich hab's versucht) und das Ergebnis schmeckt so wie es aussieht. Ungesund, macht aber satt.

Auf Twitter bekommt man am laufenden Band zu sehen, was sich die Leute so an Leckereien gönnen, aber selten die Rezepte dazu und auf chefkoch.de sind mehr Witzbolde als Chefköche unterwegs, da muss man nach Perlen lange suchen. 

Bei Spiegel Online hat es mir ganz besonders die Rubrik "Nervennahrung" von der Frau Lugert angetan, in der sie jedes Wochenende ein neues Rezept veröffentlicht und ihre Gerichte derart märchenhaft blumig beschreibt, dass man den zart schmelzenden Käse und die Kräuter fast schon riechen kann. Interessant ist die Rubrik vor allem, weil von Älplermagronen bis Bibimbap lauter exotisches Zeug dabei ist, das des Köchleins Horizont erweitern könnte. Ganz besonders gefreut hat mich neulich ein relativ einfaches Rezept fürt Mole Poblano, was ich beim nächsten Versuch noch etwas verfeinern werde, für's erste Mal aber schon recht zufriedenstellend war. 

Der Chicorée-Mandarinen Salat mit Ziegenfrischkäsedressing und karamellisierten Walnüssen war ganz großartig, hab den an einem Abend weggeknuspert. Simpel und gut, sieht man von der nervtötenden Arbeit des Mandarinenfiletierens ab, aber dafür musste man wenigstens den Herd nicht anmachen. Soll man den allerdings benutzen kann es schon mal kritisch werden, denn von der Vorstellung, man müsse sich nur sklavisch genau an Mengen, Zutaten und Garzeiten halten, dann hätte man am Ende ein professionelles Sternekochgericht auf dem Teller, hab ich mich inzwischen verabschiedet.

Dabei bin ich nicht mal sicher, dass das immer an mir liegt, aktuell bringt sie mich wieder zur Verzweiflung mit einem Kimchi Grilled Cheese Sandwich. Eine Kalorienbombe, aber bestimmt großartig! Das köstlichste Käsesandwich aller Zeiten!

Das hörte sich nicht nur fantastisch an, das kam auch gerade zur rechten Zeit, da mir eine Freundin neulich den Rest ihres selbst angesetzten Kimchis vermacht hatte und noch ausreichend Raclettekäse übrig war. Wenn schon zufällig alle Zutaten im Haus sind, muss man das natürlich sofort ausprobieren.

Aber entweder bin ich zu doof oder die Frau Lugert hat eine Pfanne mit Oberhitze, denn mein Käse schmilzt nicht in 5 Minuten bei heruntergeschalteter Hitze, auch nicht wenn ich einen Deckel auf die Pfanne lege und schon gar nicht der Käse, der auf dem Kimchi liegt. In zehn Minuten sah das zwar schon besser aus, aber nicht auf der Unterseite, die war schwarz, wie es Brot halt wird, wenn es zu lange in der Pfanne liegt.

Meiner bescheidenen amateurhaften Meinung nach (ich bin ja kein Koch wie die Frau Lugert) ist da schon die Reihenfolge falsch. Wenn ich das eine Brot mit Senf bestreiche, erst den Kimchi und dann den Käse drauflege und auf das andere draufzuklappende Brot nur Käse, ist erstens der Zeitpunkt des Schmelzens unterschiedlich und zweitens hab ich die Reihenfolge Brot -> Senf -> Kimchi -> Käse -> Käse -> Brot. Das macht in meinen Augen keinen Sinn, weshalb ich die Reihenfolge Brot -> Senf -> Käse -> Kimchi -> Käse -> Brot bevorzugen würde, wenn ich noch Kimchi hätte, aber der ist nu alle.

Ich bin auch nicht sicher ob man den ganzen Kram in der Pfanne machen sollte wenn man einen Kontaktgrill besitzt, mit Butter beschmieren kann ich die auch so und brauch dafür keinen ganzen Esslöffel. Aber vielleicht hat Frau Lugert ja keinen Kontaktgrill und muss das deshalb in der Pfanne machen.

Heute hab ich einen Kopf Weißkohl gekauft. Nicht etwa, weil ich vorhätte Kimchi zu machen, das würde viel zu lange dauern und ich hätte Chinakohl kaufen müssen, aber Frau Lugert hat da wieder etwas in petto, was ziemlich einfach klingt und auch ein klein wenig exotisch, Krautfleckerl hatte ich jedenfalls bisher nicht auf dem Zettel. In diesem speziellen Fall werde ich mich allerdings nicht sklavisch an das Rezept halten, denn Kümmel ist so ziemlich das ekelhafteste Gewürz überhaupt. Das muss auch ohne gehen.

Sollte das dann zu einer Enttäuschung führen muss ich wohl wieder eine meiner simplen Eigenkreationen bemühen. Die Garnelen mit Schalotte und Knoblauch in Portweinsahne mit den roten Chilinudeln von Aldi waren ziemlich genial und die Zutaten sind alle vorhanden.

Foto dazu: Chicoréesalat mit Mandarinen / Samsung A33

Musik dazu: Mark Knopfler - Down The Road Wherever