Mittwoch, 27. Juli 2011

Ab in den Süden
















Das ist nicht etwa eine Empfehlung für Urlauber, obwohl bei der momentanen Großwetterlage in Norddeutschland durchaus empfehlenswert, sondern der Weg, den Herr Holzapfel und ich heute im Millerntorstadion beschritten haben. Auf der Südtribüne, mit direktem Blick auf die Gegengerade, laufen die letzten Tage der Filmnächte am Millerntor.
Meiner Meinung nach der einzige korrekte Ort, um sich den Film Gegengerade von Tarek Ehlail anzusehen, auf den ich bisher verzichtet habe. Aus Gründen.

Ich bin kein Fan von Fußballfilmen, weil sie selten die Wirklichkeit abbilden, selten auch nur halb so spannend sind wie ein richtiges Spiel und zu oft mit zu vielen Klischees arbeiten. Aber in diesem Film geht es eigentlich nicht um Fußball, nur, worum geht es?
Um ein Abbild der Fanszene auf Sankt Pauli? Am Rande. Um die Geschichte dreier Freunde, die zusammen ins Stadion gehen, sich mit Nazis und Bullen Polizisten prügeln und Autos abfackeln? Am Rande. Um Gentrifizierung, Kommerzialisierung, den Stadtteil und seine Bewohner? Am Rande.
Man hat einen Haufen Stars (Adorf, Bleibtreu, Horwitz) und ein paar bekannte Namen (Moschitto, Avelon, Möhring) verpflichtet, dazu etwas C-Klasse Prominenz (Katy Karrenbauer und Sexy Cora), hat eine relativ dünne Hintergrundgeschichte in Fragmente zerstückelt und zeigt dazwischen Fans auf den Rängen, vorgeblich beim Aufstiegsspiel des FC St.Pauli in die 1.Bundesliga.

Der Film will zu viel und scheitert dabei an allen Ecken. Magnus, Arne und Kowalski wirken auf mich wie Fremdkörper im Stadion, wenn auch nicht so extrem wie Claude-Oliver Rudolph, der ausnahmsweise mal keinen Luden oder Schläger mit Sonnenbrille mimt, sondern einen Arzt im Stadtteil, der auch schon mal Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen  ausstellt, damit jemand ins Stadion gehen kann. Einen fiesen Immobilienhai gibt es auch, dazu einen korrupten Staatsanwalt, prügelnde und brandschatzende Bullen Polizisten, Schlägereien mit Nazis, ein paar Prostituierte auf dem Kiez (für das Lokalkolorit) und jede Menge Astra.
Hätte man die unwichtigen Nebenstränge der Handlung weggelassen und die Freundschaft der drei Jungs etwas mehr in den Mittelpunkt gestellt, dann hätts was werden können. Aber die drei blieben irgendwie so blass, dass ich den (vorhersehbaren) Ausgang der Geschichte nicht wirklich mit Spannung erwartet habe. Auf Bleibtreu als schmierigen Immobilienhai hätte ich ebenso verzichten können wie auf Claude-Oliver Rudolph, dabei hat der mich diesmal nicht so schwer genervt wie sonst.
Das lag weniger an Claude-Oliver, den Part des obersten Nervtöters übernahm in diesem Film nur eindeutig André Eisermann als "Stadionsprecher". 

Mir tat nach fast zwei Stunden jedenfalls gewaltig der Hintern weh, trotz der am Eingang verteilten Kuscheldecken, die ausnahmsweise nicht als Wärmespender gebraucht wurden. Der Herr Holzapfel ist da weitaus trainierter, aber der sitzt ja auch immer beim Fußball.

Ein positives Fazit gibt es dennoch, ich hab jetzt einen Deniz Naki Pfandbecher. Auf der Gegengerade gibt es die nämlich leider nicht.

Ach ja, der Soundtrack ist natürlich einsame Klasse, die Fangesänge und der ganze Rest. Trotzdem ist mir nach dem Abend mehr nach Pop, deswegen läuft hier Hatful of Rain: The Best of Del Amitri

4 Kommentare:

  1. Ich fand den Film okay, vielleicht keine Meisterleistung, aber okay. Und Denis Moschitto hab ich den St.Pauli Fan schon abgenommen, der ist bestimmt privat öfter mal im Stadion.

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  2. Die Frage ist nur, in welchem? Der kommt nämlich ursprünglich aus Köln, seine Teilnahme an Heimatfilmen wie Süperseks, Kebab Connection, Chiko und jetzt Gegengerade mag darüber hinwegtäuschen.

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  3. Was hast du gegen Claude Oliver Rudolf, ich find den cool :)

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  4. Ich find seine Coolness sehr bemüht, bis hin zur Lächerlichkeit und das geht mir schwer auf den Sender. Abgesehen von seiner sehr limitierten Schauspielerei.

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